Mik.Musik ist ein kleines Label, beheimatet im südpolnischen Skoczow. Es wurde um 1995 von der Gruppe Molr Drammaz gegründet, ursprünglich mit dem Ziel, Demo-CDs für nur dieses Bandprojekt zu produzieren. Heute ist Mik.Musik eines der aktivsten Labels (oder, um die Wahrheit zu sagen: das aktivste) der großen CD-R-Szene in Polen. Neben dem CD-R-Format veröffentlicht Mik.Musik auch Musik und Visual Art auf unterschiedlichen Medien, darunter Vinyl, CD, Floppy Disk oder VHS-Kassetten, und sogar Aufnahmen auf Bienenwachs sind möglich. Die Mik.Musik-Veröffentlichungen sind in schön gestaltete, oft sogar handbedruckte Covers verpackt, sie sind handsigniert und normalerweise auf eine Stückzahl von 111 limitiert (auch wenn der größte Bestseller – molr drammaz'’ „boazeria“ – eine Auflage von 1300 Stück erreicht hat). Wie Wojt3k Kucharczyk, einer der Labelgründer, es ausdrückt: „Mik.Musik glaubt an Menschen mit großen Ohren, großen Gedanken, einem großen Herzen (… und kleineren Mägen…)“.

Zu den einzelnen Bands:
Bei *retro*sex*galaxy* handelt es sich um das Solo-Projekt von Wojt3k Kucharczyk. Geboren 1969 und als einer der Band-Leader von Molr Drammaz sowie als Gründer und Leiter des Labels mik.musik bekannt, ist Wojt3k Kucharczyk Multi-Instrumentalist und Graphik Designer und lehrt an der Kunstakademie Katowice. Zwischen Kucharczyks Liebe zu Humor und Satire und einem profunden konzeptuellen Background baut sich das Spannungsfeld auf, das für *retro*sex*galaxy* kennzeichnend ist; einiges ist auch politisch oder sozialkritisch infiziert.
Seine erste Veröffentlichung (2000) etwa basierte zur Gänze auf einer populärwissenschaftlichen Einführung in die Physik, die 1955 vom sowjetischen Autor Perelman publiziert wurde. „entertaining physics/Physik macht Spaß“, so der Titel des Albums, wurde 2003 von „gagarin records“ auf Vinyl neu herausgebraucht. Ein Radiostück in Zusammenarbeit mit Felix Kubin ist für den WDR und den ORF in Arbeit. Unter seinem realen Namen ist Wojt3k Kucharczyk auch als Bildender und Installationskünstler in Ausstellungen vertreten.

Deuce ist der junge Polnische Künstler Piotr Poloz. Sein Debut bei Mik.Musik „Not in the Kitchen“ „… ist eine schlagkräftige and tanzbare Mischung aus virtuosen Breaks, fetten Beats und Noise-Melodien mit würzigen Samples und Vocals. Aufgeschlossen und suggestiv ist diese Musik, mit Anklängen an hochqualitative Cyber Breakbeats, balafonartigen Rhythmen, hawaiianisches Gitarrenspiel, ‘dolphin scratches’, Chris Issak und Ultranoise-Punk-Rock…“

8rolek ist das Solo-Projekt von Bartek Kujawski. Seine Musik besteht aus subtilen Wechseln zwischen synchronen und asynchronen Rhythmen, kleinen unregelmäßigen Loop-Segmenten, geräuschvollen Rückkoppelungen und indirektem stereophonen Spiel. Bartek Kujawski verwendet bei seinen Performances nicht nur den gängigen Laptop, sondern auch das Akkordeon sowie Kinderspielzeug, um damit einzigartige Klangeffekte zu erzeugen. Er arbeitet darüber hinaus als Programmierer vor allem im Bereich interaktiver (Klang)Spiele im Internet.

Hinter dem Namen Molr Drammaz verbergen sich die Polnischen Klangpioniere Wojt3k Kucharczyk und Asia Bronislawska (seit 1995) sowie Macio Moretti (seit 2001). Seit ihrer gemeinsamen Kindheit unter diversen Spitznamen, seit 1995 „ernsthaft“ und unter diesem Namen tätig, ist Molr Drammaz die wohl aktivste Gruppe der Polnischen Underground/Experimental/Elektronik-Szene.

Urkuma ist Stefano de Santis, geboren im Südosten Italiens (Salento-Finisterrae). Ursprünglich als Theaterautor tätig (der Name seiner Website ist auch der Titel eines seiner Theaterstücke, einem surrealistischen Plots über die Probleme von Flüchtlingen), hat Urkuma einen sehr persönlichen Weg entwickelt, seine theatralen Texte in Musik auszudrücken. Der Name Urkuma ist ein Dialektausdruck der Region Salento, aus der der Künstler stammt und bedeutet in etwa das Gegenteil des buddhistischen Nirvana-Konzeptes – der/die/das Urkuma ist etwas Entropisches, Anarchisches, Heterogenes.
Urkuma macht eine speziell entwickelte Form kleiner Klanginstallationen und hat auf Mik.Musik unter dem Titel „misophonia“ eine Reihe von Aufnahmen veröffentlicht, die sich mit dem Phänomen des Tinnitus auseinandersetzen und dabei Sprach- und Musikelementen seiner Heimat verwenden.

Ksawery Kaliski ist ein junger Multimedia-Künstler und einer der qualifiziertesten Jungdesigner Polens. Nach seinem erfolgreichen Auftritt mit Mik.Musik-Künstlern bei der clubtransmediale03 in Berlin wurde er zum mik.musik.master.vj ernannt. Seither macht er unter anderem Videoclips in Kooperation mit Wojt3k Kucharczyk und anderen Mik.Musik-Künstlern und ist für das Label in unterschiedlichen visuellen Bereichen tätig. Ksawery Kaliski arbeitet in Echtzeit oder mit vorbereitetem Bildmaterial, macht Graphik-Installationen und Ausstellungen und ist als Designer in diversen kommerziellen und nichtkommerziellen Bereichen tätig. Seit 2002 arbeitet er an der Kunstakademie Katowice, an der er auch studiert hat. (Wien Modern)

Eine Veranstaltung im Rahmen von Wien Modern