Fr 26. Dezember 2003
20:00

Christian Havel Quartet feat. Thomas Kugi „The Music of Wes Montgomery“

Christian Havel: guitar
Thomas Kugi: saxophone
Aaron Wonesch: piano
Joschi Schneeberger: bass
Walter Großrubatscher: drums

Der Jazz hat seinen Ursprung in der Rebellion der Schwarzen. Hervorgegangen ist er aus dem Blues. Ausschlaggebend für seine Beliebtheit ist die Tatsache, dass es schwarze Musiker waren, die dem klassischen musikalischen Instrumentarium der Weißen ungewöhnlich vitale Töne entlockten. Es war und ist eine Minderheit, die sich vom Jazz angesprochen fühlt und die ihn versteht. Als Jazz-Musiker nehme ich in Kauf, weniger Geld zu verdienen als die Pop-Stars, die kommen und gehen. Doch das ist für mich okay.
Ich bin nicht in den Jazz gegangen, um viel Geld zu verdienen. Das ist nicht mein Begehren. Weltweit gesehen gehören die großen Jazzer nicht zu den Großverdienern.
Wenn der Jazz von Generation zu Generation weitergereicht wird in allen denkbaren Varianten, dann deshalb, weil er extrem hohe Qualitätsanforderungen erfüllt. Der Jazz ist ganz eindeutig der prägende Musikstil des 20. Jahrhunderts. Natürlich hat er sein Gesicht verändert. Der Bezug zur Gesellschaft ist ein anderer. Er stammt aus den Puffs und dem Rotlicht-Milieu New Orleans'. Louis Armstrong, der erste Revolutionär im Jazz, hat den Jazz enttabuisiert. Dann kamen Charlie Parker und Dizzy Gillespie: Sensationen in der Musikgeschichte.
Man hat mit den Fingern auf diese Revolutionäre gezeigt. Sie waren hip. Hipsters ist übrigens ein Begriff aus der damaligen Zeit.
Irgendwann war es natürlich vorbei mit der Revolution. Denn die Musik unseres Kulturkreises hat nun einmal nur zwölf Töne. Jetzt können wir nur noch unterschiedliche Kulturen zusammenbringen, Elektronik dazugeben. Das ist nach wie vor anregend.
Jazz ist nicht tot, wie ein hiesiger Wochenmagazin-Redakteur behauptet hat. Er unterliegt ständigen Veränderungen, wird jedoch weiterhin zur Avantgarde gehören. Es ist kein Mangel an Flexibilität, sich auf die Väter des Jazz zu besinnen. Die Begrifflichkeit des Jazz steht für Improvisation, und somit wird sich diese Musikrichtung auch immer weiterbewegen. Spontanes Improvisieren bei einer Performance kann zu einer großartigen Leistung führen, auch und gerade deshalb, weil sich dasselbe Ereignis nicht wiederholt, weil es einmalig ist.
Der derzeit sehr angefeindete Trompeter Wynton Marsalis, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die Musik seiner Väter zu pflegen, gibt dem Jazz damit eine klassische Bedeutung. Es war ja der Komplex der Schwarzen, dass sie nicht in Symphonieorchestern spielen durften. Der Jazz ist ihre symphonische Musik und gemeinsam tragen wir dieses Erbe weiter. (Chrristian Havel)