Fr 18. Juni 2004
21:00

Piazza

Konzept und Regie: Susanne Höhne, Frédéric Lion
Schauspieler: Erni Mangold, Vera Borek, Michou Friesz, Frédéric Lion, Nick Monu, Eduard Wildner
Organisation und Presse: Linda Klösel
Orchester: L’Orchestra di Piazza Vittorio (I/Tun/Ind/Marocco/Cuba/USA/Ecuador/Hun/Arg/Rom/Sen)
Houcine Ataa: voice
Amrit Hussain: tabla
Mohamed Bilal: harmonium, castanets, voice
Peppe D’Argenzio: saxophone
Abdel Majid Karam: gambrì, violin
Omar Lopez: trumpet
John Maida: violin
Carlos Paz: andean flute, guitar, voice
Giuseppe Pecorelli: bass
Eszter Nagypal: cello
Raul Scebba, El Hadji Yeri Samb: percussions
Ziad Trabelsi: oud, voice
Mario Tronco: artistic director

Mit dem Projekt Piazza setzt die freie Theatergruppe Transit ihre seit 1992 erfolgreich durchgeführten Projekte, bisher vorwiegend Sprechtheaterproduktionen (wie z.B. „Nach dem Regen“ von Sergi Belbel, Rabenhof und „Amour fou“, Gespräche der Surrealisten über Sexualität. Museum moderner Kunst, Wien), fort – diesmal eine szenische Lesung mit Orchester im Porgy & Bess. Schwerpunkte der Gruppe sind Aufführungen in theaterfremden Räumen und die Bearbeitung ursprünglich theaterfremder Texte.
Im aktuellen, einem von Kultur 2000 geförderten europäischen Gemeinschaftsprojekt werden in Zusammenarbeit mit den Gruppen „Compagnia delle Indie Occidentali“ aus Rom und „Fablevision“ aus Glasgow zu den Themen Emigration und Integration verschiedenster Kulturen drei voneinander unabhängige Produktionen entwickelt. Ein Bindeglied zwischen den Gruppen ist das „L’Orchestra di Piazza Vittorio“ von Mario Tronco, ein internationales Orchester das zeitweise mehr als zwanzig Musiker aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen zusammenführt. Dieses einzigartige Experiment verbindet die verschiedensten kulturellen und soziologischen Ausprägungen und Traditionen, alte und neue Klänge auf der Basis der ethnischen Herkunft eines jeden Musikers zu einer universellen kraftvollen on-stage Performance.
Die Wiener Produktion ist mit dem italienischen Wort Piazza benannt, wobei die „Piazza“ als Ort der Begegnung zu verstehen ist. Die gelesenen Texte entstammen soziologischen Untersuchungen oder selbst durchgeführten Interviews. Vorbild hierzu war der unlängst verstorbene französische Philosoph Pierre Bourdieu, sein Plädoyer für eine Soziologie des Verstehens und sein Wunsch und Bemühen, diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die sonst zur Sprachlosigkeit verurteilt sind. „Eine deplazierte Familie“ aus seinem Buch „Das Elend der Welt“ thematisiert die alltäglichen Probleme von Nachbarn unterschiedlicher Nationalitäten in einer französischen Vorstadtsiedlung und bildet einen Teil der Texttrilogie von Piazza. In Parkbank, eine Text, der aus einer Wiener Studie über Xenophobie unter der Leitung von Emo Gotsbacher ausgewählt wurde, unterhalten sich 3 alte Frauen mit einem jungen Soziologen. Sie schimpfen über die Ausländer und sind froh, dass ihnen endlich einmal jemand zuhört. Diese beiden Texte – geprägt von Aus- und Abgrenzungsthemen - werden mit einem dritten kontrastiert, einem Gespräch mit einem Arzt aus Somalien, der in Italien lebt und von den traumatischen Erlebnissen der Kriegsflüchtlinge aus seinem Land erzählt. (Theater Transit)