Die Rezeptur scheint einfach: Man nehme DAS Symbol der traditionellen brasilianischen Musik – das Berimbau; dann fügen Sie den Namen einer der derzeit führenden zeitgenössischen brasilianischen Vokalszene – Paula Morelenbaum – hinzu: Und welche postmoderne Kombination kommt dabei heraus? „Berimbaum“ – ein Album, das das Beste des „Alten“ und „Neuen“ (the old new wave and the new new wave, bossa nova and nova bossa nova) zusammenfügt und zu einem hochspannenden Amalgam vermengt.
Paula Morelenbaum kennt den Bossa Nova. Sie sang ein Jahrzehnt lang in der Formation „Banda Nova“ des Großmeisters Antonio Carlos Jobim, der diese Band gerne als „... a group of five beautiful girls, five handsome boys and one dirty old man“ bezeichnete. „Banda Nova“ spielte 1985 in der Carnegie Hall in NY und eröffnete im selben Jahr das Jazz Festival in Montreux. Nach dem Tod von Tom Jobim 1994 beschäftigte sich Morelenbaum gemeinsam mit ihrem Mann Jacques, der schon bei „Banda Nova“ das Cello bediente, weiter mit dem Repertoir von Jobim und Vinicius de Moraes (1913 - 1980).
Jobim begegnete dem Poeten und Lyriker de Moraes 1954. Letzterer lud Jobim zwei Jahre später ein, die Musik für das Theaterstück „Orfeu da Conceicao“ zu schreiben. Musik zu den Texten von de Moraes schuf aber nicht nur Jobim, sondern auch Joao Gilberto, Baden Powell, Carlos Lyra, Chico Buarque oder Pixinguinha.
Musik von Jobim und Texte von de Moraes hören Sie am heutigen Abend, kompetent und meisterlich interpretiert von Paula Morelenbaum, und das im ganz neuen Gewande. Oder wie es ein Kritiker formulierte: „You have heard these songs a million times, but you’ve never heard them like this. And you’ve never heard them sung better!“ CH
PS: Monk sagte einmal in einem legendären Interview sinngemäß: „Meine Kompositionen sind so strukturiert, dass man sie nicht falsch spielen kann“. Selbiges gilt auch für das Liedgut von Jobim. Saudades!