So 5. Dezember 2004
20:00

40 Jahre Reform Art Unit

Fritz Novotny: saxophone, flute, percussion
Margarete Jungen: voice
Sepp Mitterbauer: trumpet
Paul Fields: violin
Karl Wilhelm Krbavac: viola da gamba
Giselher Smekal: piano
Hannes Groysbeck: bass, groysophone

Fritz Novotny ist einer der wenigen echten Avantgarde-Musiker Österreichs. Als musikalischer Nomade zieht er quer durch die Zeiten, kreuzt Kulturen und erobert neue musikalische Landschaften. Seine Musik und die der Reform Art Unit, die ein internationales Ensemble hochrangiger Musiker ist, wird in freier Improvisation entwickelt. Sie basiert auf Jazz und meditativen musikalischen Formen, hat aber auch ihre Wurzeln bei Schönberg, Webern, Berg und Hauer.
Musik, die Traditionen weder negiert noch emphatisch betont, sie stattdessen einfach zuläßt, sie - nicht selten in spielerischer Weise - behutsam zusammenführt, im Miteinander der sie verkörpernden Musiker zwanglos nebeneinander stellt und dort stehen läßt, ohnen ihnen - im Gegensatz zu "weltmusikalischen" Ansätzen - in nivellierender Verschmelzung ihre Identität zu nehmen. Mitnichten ähnelt dieses Konzept postmodernen Ideen der Plünderung eines universell bestückten Selbstbedienungsladens. Die Musiker selbst konstituieren gleichsam als personifizierte "roots" das klingende Produkt, sie "sind" - im besten Sinne - diese Musik.
Die Intention meiner musikalischen Tätigkeit ist die spontane Komposition als Anwendungstechnik und Philosophie zur Verstärkung des persönlichen Ausdruckspotentials.
RAU: Ausgehend vom Klang. Asketische und ekstatische Momente wechseln mit Stille, tonales und atonales Material mit der Klarheit der abendländischen Kunstmusik. Einfachheit folkloristischer Fragmente oft in der Wiege von Jazz oder Rockartigem. Schnelle Figuren des Bebop bis zum metallischen Klang. Die Wurzeln der einzelnen Mitgestalter (Komponisten) werden manchmal im pulsierenden Spiel des Free Jazz oder aber in der oft langsamen Atmung europäischer Denkweisen aufgelöst. Das Wissen und Ahnen der Musik aller Zeiten und Völker. Das sekundenschnelle Entwickeln eines musikalischen (architektonischen) Gerüstes, die Emanzipation des Geräusches, empfindsam mit Tönen verbunden, Freiraum und Konstruktion. Sehr genau oder kürzelartig, aber immer mit dem Sein identisch. Meine Werke sind über die Stammbesetzung (in den 40 Jahren immer wieder geringfügig verändert) der Reform Art Unit interpretierbar. Zwei Drittel der jeweiligen Musiker kamen und kommen von der klassischen Musik, davon sieben vom Zwölftonspiel. Durch unsere besondere Werksmethode wurde und wird das eine Drittel der Jazz- oder ethnischen Musiker zum Umdenken, sprich Fühlen, motiviert. Somit ist es möglich, auch bei abgesprochenen und notierten Stücken Leichtigkeit, Transparenz ohne Verringerung der zeitweiligen Intensität mit oft sehr hohem musikalischem Anspruch zu verwirklichen. Atonales wechselt mit Funktionsharmonik oft in Sekunden. (Fritz Novotny)
Das Ensemble „Reform Art Unit“ (das Kürzel RAU umschreibt die Musik auch am prägnatesten) feiert in diesem Jahr sein 40 jähriges Bestehen - auch mit einem Konzert im P&B. Gratulation! CH