Mo 7. Februar 2005
20:00

Karaoka Kalk Label Tour (D/J)

Poto & Cabengo (Köln, live)
Hauschka (Düsseldorf, live)
Takeo ToyamaTrio (Osaka, live)
Senking (Köln, live)
Strobocop (Berlin/Köln, DJ)

Die Schornsteine der Kalker Industriebetriebe rauchen schon seit einigen Jahren nicht mehr. Spätestens mit der Schließung der chemischen Fabrik „Kalk“ wurde deutlich, was sich Jahre zuvor bereits angekündigt hatte: Kalk als Industriestandort gehört der Vergangenheit an.
„There’s no particular history of Karaoke Kalk to tell. No legendary anecdotes about nightly backroom productions, glueing together handicrafted record sleeves, no big manifestos about contemporary electronic music that could permanently saturate a grand label history. Karaoke Kalk has always been nothing more and nothing less than a bunch of congenial and friendly people whom ‘you could invite without any qualms to your tea party’.“ (Thorsten Lütz)
Sweet sounds from the „schäl sick“, der falschen Seite des Rheins: Seit 1997 veröffentlicht Karaoke Kalk, benannt nach dem industriellen Kölner Vorort Kalk, elektronische Sounds jenseits der Klischees: Labelbetreiber Thorsten Lütz, als Strobocop auch einer der international meistgebuchten DJs, fühlt sich sichtlich wohl jenseits der Lager, die sich zumal in Köln zwischen experimentell postmodern und minimal technoid deklinieren.
Ein zunehmendes Interesse an akustischen Intrumenten und „Pop“ lassen sich gerade bei den letzten Releases des Labels deutlich festmachen: Marcus Schmickler liefert als Pluramon mit der letzten der großen Diven, Julee Cruise, betörenden Noise Pop auf „Dreams Top Rock“, während Volker Bertelmann aka Hauscka in seinen verträumten Pianoinventionen das Erbe Keith Jarretts ganz anders fortdenkt als sein Wahlkölner Kollege Adam Butler aka Vert... Jens Massel, der als Kandis für mehr als die Hälfte der Kalk Releases verantwortlich ist, legt mit seinem neuen Duo-Projekt Poto & Cabengo eine schlaue Synthese zwischen betörendem Songwriting und Country bei minimalem elektronischen Beigeschmack vor... Gar nicht zu reden von Albert Kunze und Ekki Ehlers mit ihrem Überflieger „März“ Album, mit deren Hilfe schon Schokokeks-Werbespots im TV versüßt werden...
Höchste Zeit also für eine extensive Label Tour, die von den Obigen Hauscka und Poto & Cabengo featured, sowie als besonderes Zuckerl die europäische Premiere des Takeo Toyama Trios verspricht, von dem seltsame aber hinreissende Popminiaturen in der Nachfolge der Beach Boys erwartet werden dürfen. Klar, dass es sich da auch der Mann hinter dem Label, Strobocop, nicht nehmen lässt und die Abende mit seinen unnachahmlichen „four-to-the-floor“ DJ Sets in Tanzlaune ausklingen lassen will. (Christoph Linder)