Fr 4. März 2005
20:00

The Bunny Situation „Life Ain’t Funny“ (A)

Ellen Muhr: vocals
Ferdinand Aufner: guitar
Volker Wadauer: bass
Markus Adamer: drums, electronics

... Dieses Album kommt wie aus dem Nichts. Dabei ist es zwei Jahre alt, mindestens. Und findet jetzt, eine große Plattenfirma im Rücken, die Beachtung, die es verdient. „Life Ain’t Funny“. Das Debutalbum. Von: „The Bunny Situation“. Ein Statement. Ein Duo. Florian Prix und Ellen Muhr. Prix ist für die Bedienung der Computer zuständig, und für alles, was Geräusche, Töne, Lärm von sich gibt. Ellen Muhr für den Rest. Den Gesang etwa, nicht gerade der unwichtigste Part in „The Bunny Situation“. Und natürlich die Texte. Flaschenpost aus dem Mikrokosmos einer intensiven, gleichwohl höchst eigenwilligen künstlerischen Zweierbeziehung.
„Wenn diese Musik eine Struktur aus Stahl hätte, dann die eines Schrottplatzes“, sagt Prix. „Lokomotiven, die zu Töpfen und Pfannen eingeschmolzen werden. Schrauben, Muttern und Bolzen, dazu Schienen als Ornamente. Lose herumliegende Teile, die gebogen, gedehnt und gebrochen werden, um musikalische Ideen und Formen zu schaffen. Ein gleichwohl organisierter wie anonymer Prozess. Hier gehen Musique Concrète, Fuck-you-Punk, eine gute Tasse Kaffee, Improvisation und die Leidenschaft, die Nase in den akustischen Mülleimer zu stecken, Hand in Hand.“ Wir finden uns wieder inmitten eines Ensembles aus Geschirrspülern, Laptops, verstimmten Pianos und unsynchronisierten Tape-Loops. ...
„The Bunny Situation“: ein fanatisch-fantastischer Klangbastler und eine Stimme aus dem tiefsten Inneren. Wenn diese Antagonisten aufeinandertreffen, selten genug, dann sprühen kühle Funken. Ein Austausch von Momentaufnahmen findet statt, Polaroids ihrer akustischen und emotionalen Ist-Zustände, Puzzle-Teilchen, Files, die nach Belieben vermengt, verworfen und neu arrangiert werden. Die Kommunikation findet bisweilen fast ausschließlich über das Telefon statt, die Nebengeräusche als unabdingbare Begleitmusik des eigentlichen schöpferischen Prozesses. Oder man trifft sich, wie beiläufig, in einem Wohnzimmer, das als Aufnahmestudio und Konferenzraum missbraucht wird. Nie im Studio selbst. So tönt der Schrottplatz des Herzens. ...
Life Ain’t Funny? Wie man’s nimmt. Wie das Leben selbst, oszilliert das Album zwischen „Good Vibes“ und „Nightmare Monsters“, zwischen streichelweichem Trip-Hop und schockgefrorener Elektronik. Lassen wir das Name-Dropping, wer Vorbild, wer vergleichbar, wer seelenverwandt sein könnte. Unser aller Freund Harvey, der unsichtbare Hase, sitzt nebenan auf einem Barhocker und nippt gelassen an seinem Drink. Im Hintergrund leise Musik. Kommt einem irgendwie bekannt vor, wohlvertraut, verstörend sublim. Entertainment subkutan. „Life Ain’t Funny“, sagt der Barkeeper.
„The Bunny Situation“. Man sollte sich daran gewöhnen. Man wird es lieben lernen. Man wird es lieben. (Walter Gröbchen, gekürzt Anm.)