So 17. Juli 2005
21:00
Jazzfest Wien 05

Vienna Art Orchestra "Swing & Affairs" (A/CH/I/D/AUS/BUL/NL/USA)

Anna Lauvergnac: voice
Tobias Weidinger: lead trumpet
Matthieu Michel: trumpet
Thomas Gansch: trumpet
Jörg Engels: trumpet
Adrian Mears: trombone
Robert Bachner: trombone
Georgi Kornazov: trombone
Ed Partyka: bass trombone & tuba
Mauro Negri: alto saxophone, clarinets & flute
Joris Roelofs: alto saxophone & flute
Harry Sokal: tenor & soprano saxophone
Andy Scherrer: tenor saxophone
Herwig Gradischnig: baritone saxophone
Martin Koller: guitar & electronics
Georg Breinschmid: bass
Mario Gonzi: drums
mathias rüegg: leader & composer

Zu Zeiten wo sich Konformismus gerne als sein Gegenteil - als Kritik- tarnt, in der man mit starren Betrachtungsweisen weder im politischen noch im ästhetischen Bereich produktiv weiterkommen kann, steht es auch an, das vielen Jazzfreunden lieb gewonnene Gegensatzpaar "konservativ-progressiv" als unnützen Ballast abzuwerfen. Es gibt wohl nichts Langweiligeres als die in Konventionen und Riten gefangenen 68er-Avantgarde-Freaks, die beim Erklingen kleinster zusammenhängender Töne, die auch nur geringfügig in die Nähe des Melodischen kommen, dem Automatismus kleingeistigen Hinterfragens nachgeben und etwas von "Anpassung", "Ausverkauf" oder "kreativem Tod" murmeln. Mathias Rüegg und sein nun seit 28 Jahren bestehendes Vienna Art Orchestra sind durch viele Metamorphosen gegangen, dennoch, als Tendenz der letzten Jahre schien zu gelten: konsequent raus aus dem Avantegarde-Ghetto!" Rüegg, sieht den Schlüssel seines Verständnisses beim Duke: "Ellington, der beinahe alle wesentlichen archetypischen Zauberformeln für den Jazz geschaffen hat, war zugleich Traditionalist und Avantgardist. Mich interessieren konservative Strömungen, die Neues blockieren ebensowenig wie sogenannte neue Tendenzen, die alles Alte ablehnen." Als Initiator des Hans-Koller-Preises und des Europäischen Jazzpreises, wie als Mitbegründer des Porgy & Bess, sieht er seine Rolle aber nach wie vor auf der Bühne. Mit einer wohldosierten Mischung aus Erstligaspielern, die auch Solokarrieren haben und Musikern, die obwohl handwerklich superb, keinen eigenen Ausdruck anstreben, hat er das Vienna Art Orchestra zu einem überragenden Klangkörper des Jazz gemacht, der international gerühmt wird. Gerne wird es als Jazz-Nationalorchester angesehen. Bei genauerem Hinsehen entdeckte man in der Vergangenheit aber immer auch grandiose Instrumentalisten aus anderer Herren Länder: etwa den französischen Trompeter Matthieu Michel, den brasilianischen Gitarristen Alegre Correa, den russischen Flügelhornspieler Arkady Shilkloper. Derzeit wird der edle Orchesterklang von Solisten aus 8 verschiedenen Ländern kreiert. Das 1977 gegründete Ensemble etablierte sich rasch national und ab 1981 auch international. Mehr als dreißig Platteneinspielungen und zahllose Tourneen, die in über 40 Länder führten, zeigen eindrucksvoll, dass auch Großformationen wirtschaftlich überleben können, wenn künstlerisch alles paßt. In den letzten Jahren haben sich die nachvollziehbaren Melodien gehäuft, scheinen die zahlreichen Metamorphosen des Vienna Art Orchestra
zielgerichtet gewesen zu sein: raus aus dem Avantegarde-Ghetto hin zu einer kulinarischeren Spielkultur, die die reichen Traditionen zwischen Ellington und Mingus aufnimmt und zeitgemäß interpretiert. "Swing & Affairs" nennt sich das aktuelle Programm, das mit einer Synopsis der besten Momente
vergangener Programme lockt. Da werden Erik Satie und Charles Mingus,Thelonious Monk und Mongo Santamaria aufregend neu interpretiert. Und irgendwann heißt es: Tango from Obango! Der frühe Klassiker des VAO kennt eben kein Ablaufdatum. (Pressetext)

Eine Veranstaltung des Jazzfest Wien