Mo 7. November 2005
20:00

John Scofield Trio (USA)

John Scofield: guitar
Steve Swallow: bass
Bill Stewart: drums

Ich wollte ein echtes Statement über Jazzimprovisation machen: in einer Live-Situation mit zwei meiner Lieblingsmusiker. Das ist eine echte Herausforderung. Man stützt sich nicht so stark auf Arrangements, als wenn man etwa in einer festen Gruppe miteinander spielen würde. Man stützt sich auf nichts anderes als gutes Spiel, und jeder weiß, es sind weder Schwimmwesten noch Netz und doppelter Boden da. So etwas passiert in der Regel nicht im Studio: der große Unterschied liegt im Spielen vor Publikum. Es gibt eine symbiotische Beziehung zwischen den Künstlern und dem Publikum, erst das macht das gewisse Etwas aus. (John Scofield)
Die Frage nach einem Jazzmusiker mit drei Buchstaben, der nicht nur Gitarristenherzen höher schlagen lässt, ist schnell beantwortet: Sco. Was John Scofield vor allem auszeichnet, ist seine Flexibilität. Hauptsächlich auf der „Überjam“-Grooveschiene unterwegs, lebt er doch alle zwei, drei Alben seine Jazzseele aus. „En Route“ dokumentiert ein grandioses Konzert eines grandiosen Trios im Blue Note NY. Der Gitarrist hatte sich langjährige Weggefährten eingeladen, den E-Bassisten Steve Swallow und den Drummer Bill Stewart. Die drei spielen sich durch modernisierte schnelle Bebop-Tunes, interaktionsreiche Vamps über einen Akkord oder mal durch Passagen mit höllisch vielen Harmonien. „En Route“ besticht durch die Musikalität der drei Ausnahmemusiker, die mit weit offenen Ohren spielen und ihre Mitmusiker zu Höchstleistungen anspornen. Zudem kann man Sco mit unverwechselbarem Sound und Spiel ohne viel Effektkram erleben. Und sein musikalischer Witz - egal bei welchen Projekten - ist sowieso unschlagbar. (Christian Bakonyi)
John Scofield hat im Jahr 2001 ein ausführliches Interview gegeben, das im Gedächtnis blieb. Es ging im Wesentlichen um die Frage, was für ein Gitarrist John Scofield denn nun eigentlich sei. Das vierseitige Ergebnis lautete: Keine Ahnung - ein großartiger! John Scofield ist ein selbstbewusster Mann. Selbstbewusst im eigentlichen Sinne. Er weiß genau einzuschätzen, woher er seine Einflüsse bezieht, wann und wie er musikalisch sozialisiert wurde und an welchen Stellen er heutzutage nach neuen Inspirationen zu suchen hat. Scofield ist die personifizierte Offenheit. Vor allem aber weiß er genau, mit seinen unüberschaubaren Fähigkeiten umzugehen. Überall hat er aufgesogen, was ihm gerade am Interessantesten erschien. Ob in seiner Zeit bei Miles Davis, Jahre zuvor, als er mit George Duke und Billy Cobham spielte oder während seiner unzähligen Gigs und Aufnahmen (für Labels wie Blue Note oder ECM) mit Leuten wie Pat Metheny und vielen, sehr vielen anderen. John Scofield ist eben kein Blues-, Jazz- oder Funk-Gitarrist. Er ist John Scofield. Und das ist allerdings mehr als die Summe der einzelnen Teile. „That\\\'s me: jack of all trades, master of one.\\\" (John Scofield in besagtem Jazztimes-Interview)