So 11. Dezember 2005
20:00

Doran-Stucky-Studer-Tacuma play the Music of Jimi Hendrix (CH/USA)

Christy Doran: guitar
Erika Stucky: vocals
Fredy Studer: drums
Jamaaladeen Tacuma: bass

Die Faszination, der Charme der Erika Stucky: dass sie Aversionen und Vorurteile souverän und nonchalant abbaut. Sie kann einen für das begeistern, was man bisher ablehnte oder für unmöglich hielt. In ihren Konzerten etwa die Verwandlung „reiner“ Musik in pure Schauspielerei und Performance, in ihren Studioproduktionen eine ganz eigene Kunst der Cover-Version, die auf atemberaubende Weise die Balance hält zwischen Dekonstruktion, ja Hohn und Verehrung. Erika Stucky ist am „eigensten“, wenn sie aneignet. Wer sie einmal als Doris Day erlebte, kann Doris Day und alles wofür sie steht, nie mehr anders sehen/hören. Auf ihrem neuen Album „Lovebites“ verwandelt sie den „Nazareth“-Klassiker „Love Hurts“, dessen dubioses Pathos ihn zur Gebrauchsmusik für Paare machte, die einen „Verstärker“ für Gefühle und Begehren nötig hatten, in ein schillerndes Liebeslied, das von Erfahrungen erzählt, die man (sich) üblicherweise verschweigt. Dass Erika Stucky sich gern versuchsweise anderer Leute Kleider anzieht, merkt man spätestens bei ihrer Variante von Procol Harums „A Whiter Shade of Pale“. Die vielleicht größte Überraschung auf diesem Album: Erika Stucky als Jimi Hendrix. Vor allem aber gibt es eine Fülle exquisiter Eigenkompositionen, die vor allem von dem handeln, was sich zwischen Mann und Frau so abspielt. Das ist sehr, sehr böse, vor allem wenn es um tradierte Muster und bequeme Klischees geht. Das Paradoxe: Erika Stucky destruiert den Weiblichkeitswahn, verfällt ihm aber selbst gelegentlich ganz gern - und bedient ihn auf betörende Weise. Im engeren Sinn ist Erika Stucky genauso wenig eine Pop-Sängerin, wie sie eine Jazz-Sängerin war/ist. Und doch begeistert sie in beiden Disziplinen. (Helmut Hein, Neue Musikzeitung)