Marwan Abado: oud, vocals
Peter Rosmanith: percussion
Otto Lechner: accordion
Melodien ohne Ende.
Ich höre den Anfang einer solchen Melodie, gehe ihr nach, verlasse meinen eigenen Blickwinkel, und komme eventuell an, wo ich es gar nicht erwartet hätte. Musik ist ein Transportmittel.
Was ist der Orient?
Abgase und Staub auf einer vierspurigen Straße an der Mittelmeerküste, die man nicht sieht, weil abbruchreife Häuser im Verein mit Betonsperrkreuzen die Sicht aufs Wasser verstellen? So gesehen in Beirut, der Heimat Abados.
Der Orient ist kein Ort, er ist ein Zustand. Er manifestiert sich in Speis und Trank – beidem ist Abado nicht abgeneigt, sei es Café mit Cardamon, sei es Salat mit viel Paradeisern und Petersilie.
Alles in Ruhe und mit Muße genossen.
Wildheit ist seine Sache nicht - auch die rasanten Stücke bleiben kultiviert. Mir sind ja am liebsten seine „langsamen” Stücke; beim Erzählen von bitter-süßen, hell-dunklen Geschichten, die sich in Ruhe entwickeln können, gelingen ihm die Momente, in denen ich verzaubert bin.
Wobei langsam auch schnell heißen kann: Marwan Abados Stimme bleibt ruhig, auch noch über dem treibendsten Rhythmus. Denn da ist ja Peter Rosmanith, der für die diesbezügliche Basis sorgt, der in unerschütterlicher Ruhe die unterschiedlichsten Rhythmen unterhält, damit sie wie ein gleichmäßiges Feuer brennen, eine Melodie lang, einen Song lang.
Wovon wird hier gesungen und gespielt? Von Abschied, Reisen, Vertreibung und Flucht. Erst das letzte Lied erzählt dann nicht mehr vom Gehen, sondern vom Kommen, von einer Ankunft …
Darf ich bitte nur einmal etwas kitschig werden? Bitte. Otto Lechners Beitrag zu Cut 3: Glitzernde Tautropfen, die Abschiedstränen ähneln; und Joanna Lewis’ Violine schmiegt sich da und dort an die Melodien von Abados Oud, verlängert den Atem dieses Instrumentes, dessen kurzer Klang immer etwas Sehnsucht nach mehr zurück lässt. (Albert Hosp)