Di 17. Januar 2006
20:00

Peter Massink Quintet feat. Ack van Rooyen „Birds have to fly“ (NL/H/RUS)

Peter Massink: soprano-, tenorsaxophone, bassclarinet
Ack van Rooyen: trumpet, fluegelhorn
Viktor Bori: piano
Haris Mermingas: bass
Sascha Gotowtschikow: drums, percussion

Birds have to fly... Vögel müssen fliegen, so wie Musiker Musik machen müssen. Was wie eine Binsenweisheit klingt, äußert sich bei jedem Vogel, wie auch bei jedem Musiker anders. Für manchen bleibt es Notwendigkeit, ein anderer liebt es, zu gaukeln, wieder ein anderer den Höhenflug. Nur wenige sind es, die den Raum - sei es der Luftraum oder die Weiten der Musik - in vielen Dimensionen auskundschaften und erspüren wollen.
Als Musiker gehört der niederländische Saxophonist Peter Massink zu jener letztgenannten Kategorie. Geboren und aufgewachsen in Amsterdam, trug es Peter Massink seit 1980 quer durch Europa, um die ganze Bandbreite der Reeds am Tenor-, Alt- und Sopransaxophon, an Bassklarinette und Querflöte auszuloten. Amsterdam, München, Paris, Budapest, Athen, Linz und Passau waren die geographischen Haltepunkte. Klassik, Latinjazz, Bigbands, Theatermusik, zeitgenössische und improvisierte Musik, Westcoast- und Freejazz die wichtigsten seiner musikalischen Stationen, die sich in veränderlichen Anteilen in seinen zahlreichen Band- und CD-Projekten wiederspiegeln.
Schon früh brachte sich Peter Massink auch als ideenreicher Komponist und sensibler Arrangeur in Musikprojekte ein. Auf seiner aktuellen CD „Birds have to fly“ präsentiert Massink ausschließlich Eigenkompositionen, die in den letzten Jahren seines Aufenthalts in Griechenland und in Passau, seinem heutigen Wirkungsort, entstanden sind. Umgesetzt hat er sie mit seinem international besetzten Jazzquintet. Besonderer Gast ist der Jazztrompeter Ack van Rooyen, Mitbegründer des „United Jazz and Rock Ensemble“ und ein weltweit erfahrener Bigband-Musiker. Seine Leichtigkeit und Virtuosität am Flügelhorn entspricht kongenial Peter Massinks weichem und klarem Saxophonspiel. Am Piano spielt ein langjähriger Freund Massinks, der ungarische Komponist Viktor Bori. Sein griechischer Wegbegleiter, der Kontrabassisit Haris Mermingas, spielte viele Jahre im ERT-Sinfonieorchester. Die wichtige Rolle für Schlagzeug und Percussion übernimmt der in München lebende Russe Sascha Gotowtschikow, der u. a. mit Klaus Doldingers Passport, in Theaterorchestern und im Ensemble Estampie gespielt hat.
„Ich war immer von der Idee fasziniert, Stimmungen in Musik einzufangen“, sagt Peter Massink. Diese Idee ist auch das tragende Konzept seiner neuen CD. Nicht heiß und kalt gibt Massink Ausdruck, sondern den feinen Temperaturunterschieden, die unsere Emotionen und einzelne Lebensphasen bestimmen. Ausgeprägt melodiöse Stücke wechseln mit getragenen Arrangements und leichtfüßigem Jazz. So nuanciert unterschiedlich die Stimmungen sind, ist doch allen Stücken etwas gemeinsam: eingängige Rumba-, Samba- und Walzer-Rhythmen oder lautmalerische Percussion tragen den Hörer durch die Komposition wie ein strömender Fluss. Lyrische Melodien gleiten auf diesem Strom dahin wie ein leicht bewegliches Boot. Flließend leiten die Bläsersolos ineinander über, ohne dass es großer Brücken bedarf. Massinks Kompositionen tragen mit und entwickeln sich fort. Das Ende bleibt immer offen, auch ungewiss, aber weist stets nach vorn. (Gabriela Blachnik)