Do 2. Februar 2006
20:00

Bobo Stenson Trio (S)

Bobo Stenson: piano
Anders Jormin: bass
Jon Fält: drums

Ein paar zögerliche Molltöne und dann exekutiert Bobo Stenson das im Grunde melancholische Motiv von Stephen Sondheims „Send In The Clowns“ mit überraschend zartem Anschlag. Der Schwede, der viele Jahre mit dem legendären Trompeter Don Cherry spielte, ist ein Poet höherer Ordnung, der selbst so abgegriffenem Material wie erwähntem Sinatra-Song Wesentliches abringen kann. Seine stillen, sehr emotionalen Stücke sind zudem von einer erfrischenden Herbheit, die den Zug zum Romantischen erst attraktiv macht.
„Goodbye“ das neue Opus, setzt wieder auf Anders Jormin am Bass. Den Schlagzeugsitz von Billy Hart hat indes Paul Motian übernommen, was die 14 Piècen noch minimalistischer macht. Die Kompositionen stammen von Henry Mancini über Vladimir Vysotsky bis hin zu Henry Purcell. Jormin brachte vier, Motian zwei und Stenson eine Komposition unter, wo auf hohem Abstraktionsniveau extemporiert wird, als hätte Wittgenstein geboten, das Unsagbare musikalisch umzusetzen. Moderner europäischer Jazz von subtilstem Lyrizismus, der es schafft, den Hörer völlig aus der ihm bekannten Welt abzuziehen. Mehr vermag Kunst nicht zu leisten. (Samir H. Köck)