Mo 8. Mai 2006
21:00

Roman Schwaller Sextet „The Thurgovian Suite“ (CH/USA/AUS/D/A)

Roman Schwaller: tenor saxophone 
Derrick Gardner: trumpet
Adrian Mears: trombone
Oliver Kent: piano
Thomas Stabenow: bass
Mario Gonzi: drums

Mit einem Sextett brachte der Tenorsaxofonist Roman Schwaller seine „Thurgovian Suite“ zur Aufführung: ein mitreissendes Werk, mit dem sich Schwaller zugleich treu bleibt und selbst übertrifft.
Die „Thurgovian Suite“ beginnt mit einem Stück, das den schlichten Titel „Frauenfeld 1957“ trägt, womit Geburtsort und -jahr des Komponisten, Roman Schwaller, benannt sind. Ist es Zufall, dass Schwaller für sein jüngstes Werk, das auf einen Kompositionsauftrag des Kantons Thurgau zurückgeht, dasselbe Sextett-Format gewählt hat, wie John Coltrane für sein Album „Blue Train“?
Dieser von keines Gedankens Blässe angekränkelte Hardbop-Klassiker wurde ja bekanntlich auch 1957 auf die Welt gebracht und kann in seiner Mischung aus zupackend-schnörkellosem Drive und vielschichtiger Expressivität durchaus als eine Art Blaupause für Schwallers Suite gelten.
Obwohl die Titel autobiografische Bezüge suggerieren, handelt es sich nämlich bei der acht Teile umfassenden „Thurgovian Suite“ nicht um egozentrische, verkrampft ambitionierte Programmmusik, sondern um eine dramaturgisch klug gestaltete Abfolge von abwechslungsreich arrangierten Kompositionen, die losgelöst vom übergeordneten Kontext zu überzeugen vermögen.
Mit anderen Worten: Schwaller hat sich zum Glück an die Devise „Schuster bleib bei deinem Leisten“ gehalten und ein Werk abgeliefert, das seine Vorliebe für den amerikanischen Hardbop und dessen Ausläufer auf spannungsreiche und handwerklich perfekte Art und Weise reflektiert. So macht „Jazz-Klassizismus“ Sinn und Spass! (Tom Gsteiger)