Mo 16. Oktober 2006
20:00

Elias Meiri Solo (ISR/A) & Wollny / Kruse / Schaefer (D)

Elias Meiri: piano

Michael Wollny: piano
Eva Kruse: bass
Eric Schaefer: drums

Elias Meiri
Die Instrumental-CD „Solo Piano!\" ist das persönlichste und virtuoseste Werk von Elias Meiri. Hier geht es nicht darum, seine Sängerin Timna Brauer zu begleiten, sondern sein Instrument in den Vordergrund zu stellen. Das Klavier als Inbegriff des geballten Orchesters, als Quelle der kompositorischen Inspiration und als Plattform für das Entladen von Gefühl und Virtuosität. Elias Meiri schöpft seine Kraft aus einem Urbedürfnis des Menschen: dem Rhythmus. Er ist ein „percussiver Pianist\", ein „verhinderter\" Schlagzeuger. Der „Groove\" ist für ihn das oberste Gebot. Nicht dass er aber Melodie und Harmonie vernachlässigen würde. Als gebürtiger Israeli profitiert er von seinem jüdisch orientalischen Kulturerbe und als ehemaliger Student des Berklee College of Music in Boston von einer profunden Jazzausbildung. (Pressetext)

Wollny / Kruse / Schaefer
Sie sind zu dritt und unter dreißig; kommen aus Berlin. Geschlechterrollen sind ebenso wenig Thema wie die Rollenverteilung in der Band. Postmoderne stilistische Beliebigkeit ist ihnen wahrscheinlich ein verquaster intellektueller Begriff von gestern, und was soll der, angesichts des Erlebens der Gleichzeitigkeit von Techno, Hip-Hop, Rotem Bereich, Rosa Rauschen, Keith Jarrett, Cecil Taylor und der jazzakademischen Ausbildung. Letztere muss hervorragend gewesen sein, denn Michael Wollny am Klavier, Eva Kruse am Bass und Eric Schaefer sind junge Virtuosen auf ihren Instrumenten. Aber nicht nur da, das jugendliche Ungestüm will sich auch immer wieder in vertrackten langgliedrigen Kompositionen ausdrücken. Und so werden die kurzen, gerade noch so unbekümmert frischen Momente risikofreudigen Kollektiv-Interagierens in der Titelfolge zunehmend von langen Kompositionen mit durchgeplanten Abläufen unterbrochen. Interessant, dass ausgerechnet die Titel aus der Feder des Schlagzeugers am meisten für Besinnlichkeit sorgen. Der Beitrag Eva Kruses weist in Richtung e.s.t., und Michael Wollny demonstriert in seinen Beiträgen beides, einmal eine Vorliebe fürs Rhapsodische und ein andermal durchaus Sinn für Reduktion - um aber eisern bei der zu bleiben, kann er einfach zu gut Klavier spielen. Doch ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ist es wirklich schade, dass, was in den Kollektiven als schräg origineller Stilmix der Gleichzeitigkeit ans Licht drängt, sich dann doch eher als Esbjörn-Svensson-Trio-Sprössling entpuppt? Jedenfalls handelt es sich bei [em] - wohl für “M” wie Musik - um ein höchst erfrischendes Newcomer-Album. Schön, dass man das bei Act auch so sieht und mit ihm den Anfang macht, im eigenen Hause die junge deutsche Szene zu fördern, die bei den anderen international renommierten Labels aus unserem Lande kaum vorkommt. (Thomas Fitterling)