So 29. Oktober 2006
20:00

Axon & Fred van Hove (GB/B/D)

Fred van Hove: piano
Phil Minton: vocals
Marcio Mattos: bass, cello
Martin Blume: percussion

Ein Quartett, das sich im Fahrwasser der zeitgenössischen Improvisation tummelt, das sich dem Augenblick und der Spontanität der Klangerzeugung verschrieben hat. Nicht die solistische Einzelleistung steht hier im Vordergrund. Es ist die kollektivimprovisation, eine dahineilende Gruppendynamik, die fasziniert. Ein Experiment, dessen fastt unkalkulierbares Risiko im Aufeinanderprallen von individuellen Kreativgeistern und deren augenblicklichen Stimmungslagen entsteht. Jedem Abend zigmal aufs Neue. Marcio Mattos schabt, streicht, zupft, klopft, stößt sein Cello, entlockt ihm mit Hilfe elektronischer Hilfsmittel wundersame Töne. Martin Blume ertastet auf Gongs, Hölzern, Metallglocken fein nervig Perkussionteppiche. sein Schlagzeug wird dabei zum rhythmisch musikalische Versuchslabor. Fred van Hove, der Belgier, jagt fast fliegend über die Tastatur des Bechstein, dabeibehutsam wellenförmige Atmosphäre magisch erzeugend. Oder er lässt Tennisbälle im Innenlebn des Flügels lustig springen, als wolle er dem starren Musikmöbel ein Leben verordnen. Gemeinsam ziehen sie Register ihrer Stimmungen, bündeln die Verschiedenartigkeit ihrerAusgangsrituale, interagierend: Die Archaik der menschlichen Stimme, die europäische Hochkultur in Form des Cellos, der rhythmische Pulsschlag als Motor, das pianistische Kontinuum. Alles befindet sich in einem sich ständig verändernden Fluss, lebt von der Unmittelbarkeit unvoreingenommener Reaktionen. Die Kommunikation ist offen, kein Widerstand zu spüren. Winzige Nuancen werden gespielt, aufgenommen, umgesetzt und ergeben vollkommen neue Klangvariationen. Hier reibt sich die Vielfalt verschiedener Kulturen und Traditionen auf eine sehr kreative und vor allem menschliche Ebene. (Jörg Konrad)