Di 31. Oktober 2006
20:00

James Blood Ulmer & The Memphis Blood Blues Band (USA)

James „Blood“ Ulmer: guitar, vocals
Vernon Reid: guitar
Charles Burnham: electric violin, slide mandolin
David Barnes: harmonica
Lion Gruenbaum: piano, hammond B3, rhodes keyboard
Mark Peterson: bass
Aubrey Dayle: drums

„Blues ist harmolodisch, er ist frei. Die erste ‘free music‘, die wir in diesem Land hatten, die akzeptiert wurde. Du konntest ‘oh, baby‘ singen, dann anhalten und Dir ein Sandwich machen und wieder anfangen zu spielen – das war wirklich ‘free stuff‘“, sagt der afroamerikanische Gitarrist und Sänger James Blood Ulmer. Er kommt aus dem Gospel und seit er mehrere Jahre in der Band von Ornette Coleman gespielt hat, ist sein Blues harmolodisch frei und unberechenbar. Um Klischees und Stereotypen zu entkommen, hat Ulmer seine Gitarre völlig anders gestimmt als es der Kanon vorschreibt. „I want to tune it away from the tritone“, sagt Ulmer lakonisch. Tatsächlich klingt das altehrwürdige Genre „Blues“ selten so kraus und strubbelig wie bei Ulmer.
Ausgerechnet sein Instrumental-Kollege Vernon Reid, bekannt von der Black-Rock-Gruppe „Living Colour“, hat Ulmer – der nach eigener Aussage schon zeitlebens den Blues spielt, allerdings „undercover“ – dazu überredet, eine Blues-Platte mit alten Standards wie „Spoonful“ und „Little red Rooster“ aufzunehmen. Ulmer sollte dabei besonders als Vokalist seinen bellend-meckernden Sprechgesang einbringen, den Rest werde er, Vernon Reid, besorgen. Vernon Reid gilt mehr noch als James Blood genreübergreifend von Rock bis Jazz als unbestrittene Griffbrett-Ikone. „Memphis Blood: The Sun Sessions“ wurde eines der erfolgreichsten Alben von Ulmer, er und Reid oszillieren da einerseits zwischen Wes Montgomery und Jimi Hendrix, andererseits pendelt man zwischen P-Funk und Mississippi Fred McDowell. James Blood Ulmers letzte CD, ein Solo-Album „Birthright“, auf dem er nur eigene Stücke spielt, bringt den Blues auf der akustischen Gitarre wieder in die Kirche zurück. Das Septett-Format mit Charles Burnhams kratzender Violine, der fett auftragenden Hammond B3 von Lion Gruenbaum und der Harmonica von David Barnes steht eher für eine blau delierierende „Ausweitung der Kampfzone“ mit ungewissem Ausgang. (Pressetext)