Mi 27. Dezember 2006
20:00

Wladigeroff Quintet (BG/SCR/A/TK)

Alexander Wladigeroff: trumpet, fluegelhorn
Andrey Prozorow: saxophone
Konstantin Wladigeroff: piano
Philipp Moosbrugger: bass
Duchan Novakov: drums
Turgay Ucar: derbouka

Die Musik Bulgariens wird nur selten als Beitrag zur Entwicklung des Jazz gewürdigt. Unkenntnis und Mangel an Hörgelegenheiten verleiten zu dieser Einschätzung. Wer virtuos gespielten Jazz aus der balkanischen Einflusssphäre hören wollte, musste daher mindestens bis nach Wien reisen.
Die Brüder Alexander und Konstantin Wladigeroff gründeten ein Quintett mit dem sie diese Wissenslücke bei uns nun schließen können. Gelegenheit bietet ihnen das diesjähreige „Inselsommer“-Fest am Strand der Ludwigshafender Parkinsel.
In kleinem, fast familiärem Rahmen spielt sich am Ufer des Rheins ein Klangspektakel ab, dessen Fröhlichkeit aus den mitgebrachten balkanischen Volkstänzen kommt, und das zwischendurch doch immer wieder eine fast meditative Konzertatmosphäre austrahlt. Trompeter, Alexander Wladigeroff und sein Bruder Konstantin am Piano kombinieren Spielfreude und Virtuosität schon auf mitreißende Art. Wenn aber Saxofonist Andrey Prozorov seine technisch höchst anspruchsvollen aber stets melodiösen Tonlinien in die Musik der Originalkompositionen mit einwebt, ist der Klang der Wladigeroff-Band so dicht und spannend, dass selbst das Stampfen vorbeiziehender Frachter in den Hintergrund tritt. Die charismatischen Frontleute könnten freilich ihre Musik kaum so souverön vortragen ohne jenen rhythmischen Unterbau der von Bassist Philipp Moosbrugger, Schlagzeuger Duchan Novakov und dem türkischen Derbouka-Virtuosen Turgay Ucar gelgt wird.
Im Gegensatz zur stilistischen Breite der anderen ist Dimitar Kararmiten mit seinem hölzernen Kaval auf die folkloristischen Stücke festgelget. Es liegt mehr am charakteristischen Flötenklang und den klischeehaften Vorstellungen, weniger an Karamitens Spielweise, dass hier Soundskizzen ländlicher Dorffeste entstehen. Einerseits dokumentieren die Musiker klanglich ihre kultururelle Herkunft, andererseits verankern sie mit den meist in ungeraden Metren gehaltenen Volkstänzen die anderen, modern arrangierten Kompositionen ihres Repertoires in der Wiedererkennbarkeit. Wer komplexe, teils in hächstem Tempo gespielte Jazz-Stücke derart souverän vorträgt, dem verzeihen selbst verbohrte Puristen den einen oder anderen Volkstanz. Die Band umd die Brüder Wladigeroff ist im musikalischen Spektrum hier zu Lande ein auffälliger Farbtupfer. Virtuos, eigenwillig und mit einer Spielfreude, die sich nicht nur hören lassen kann.\" (Mannheimer Morgen)