Mi 28. März 2007
20:00

Rabih Abou-Khalil „Songs for Sad Women“ (RL/ARM/F/USA)

Rabih Abou-Khalil: oud, vocals
Gevorg Dabaghyan: duduk
Michel Godard: tuba, serpent
Jarrod Cagwin: percussion

Anfang 2007 veröffentlicht der aus dem Libanon stammende Oud-Virtuose und Komponist Rabih Abou-Khalil seine neue CD „Songs for Sad Women“. Seine Alben „Cactus of Knowledge“ und „Mortons Foot“ sowie seine Arbeit mit dem Ensemble Modern und dem BBC Concert Orchestra waren zuletzt durch furios intensive, mitunter rasante Stücke geprägt. Im Zusammenwirken mit dem Pianisten Joachim Kühn auf „Journey to the Centre of an Egg“ betrat er dagegen den Pfad der Jazz-Improvisation - eine gelungene, so durchaus nicht vorhersehbare Kollaboration. Die neue CD „Songs for Sad Women“ bedeutet eine Wendung ins Melancholische und ist dabei doch deutlich als Abou-Khalils Werk erkennbar. Diese Musik besitzt elegische Weite und wird getragen und geprägt vom wundersamen Klang des Duduks, gespielt vom armenischen Meister Gevorg Dabaghyan. Das Duduk, die armenische Oboe, vergleichbar der indischen Shenai, ist das melancholischste Instrument, das man sich vorstellen kann. Gevorg Dabaghyan lehrt dieses traditionelle Instrument an der Musikhochschule Eriwans und hat sich in der Musikwelt durch seine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Cellisten Yo-Yo Ma und dem Silk Road Project einen Namen gemacht. Die beiden anderen Musiker in Abou-Khalils Quartett sind eingeschworene Freunde und langjährige musikalische Partner: der hervorragende französische Tubist Michel Godard spielt in dieser Besetzung das alte weiche Holzblasinstrument Serpent, den hochbegabten amerikanischen Perkussionist Jarrod Cagwin an den Rahmentrommeln.
Die Melodien aus „Songs for Sad Women“ verbreiten Ruhe, sind voller Gefühl und Sanftheit, und diese Wirkung wird auf natürliche und entspannte Weise erreicht. Im Englischen würde man die Melodien „haunting“ nennen: Sie schleichen sich unversehens ins Gemüt. Der Widerhall dieser Musik weckt Erinnerungen an Verflossenes und versöhnt. Es ist eine „weibliche“ Musik, die gemächlich fließend und strömend, auf kein Ziel gerichtet, die ganze Welt zu umfassen scheint. Sie ist durchaus auch als Hintergrundmusik hörbar, eine Eigenschaft, die wir von Abou-Khalils Solo-Oud-CD „il sospiro“ bestens kennen. Während seine Musik sonst den Mitspielern wie auch den Zuhörern oft Konzentration abverlangt, stehen diesmal „mellow moods“ im Vordergrund. „Songs for Sad Women“ mag mit den Ereignissen im Libanon zu tun haben, mit den menschlichen Gefühlen der Trauer über verpasste Möglichkeiten und Chancen. Der Musiker Abou-Khalil strahlt mit dieser Musik vielleicht tiefer hinein in die Herzen seiner Hörer als je zuvor. (Pressetext)