Do 29. März 2007
20:00
Believers presents

Roy Ayers (USA)

Roy Ayers: vibraphone, vocals
Najee, Ray Gaskins: saxophone
Tony Smith: guitar
Mark Adams: keyboards
Donald Nicks: bass
Lee Pearson: drums

So kann man auch beginnen. Nämlich zuerst kontrollieren, ob es der Gitarrist auch wirklich drauf hat. Der so herausgeforderte Tony Smiths verblies im Opener Dont Stop The Feeling eventuell vorhandene Zweifel mit einem den Rhythmus genialisch zerschneidenden Gitarrensolo, das nicht nur locker sieben Minuten gedauert hat und ihm noch in der Aufwärmphase ein durchnässtes Hemd bescherte. Der Star des Abends wohnte diesem Einstieg erheitert bei, dirigierte mit den Vibrafon-Schlegeln und hielt sich bescheiden zurück: Roy Ayers. Dabei beließ es der 70er-Jahre-Star des Jazz-Funk auch. Statt hinter der Sonnenbrille unkühl zu schwitzen, überließ er weite Teile der Show seiner kongenialen Band - allen voran dem Multiinstrumentalisten Raeford Gaskins, der an Mikro, Saxofon und Keyboards für Action sorgte. Daneben muss man auch den unglaublich eloquenten Troy Miller erwähnen, der einen - T'schuldigung - geilen Gute-Laune-Beat verantwortete, sodass man ihm auch das obligatorische Schlagzeugsolo gerne nachsah. Einzig das Keyboard von Mark Adams klang wie vom Morbus Kolonovits befallen, tönte entsprechend ausgedünnt und wäre bei Rainhard Fendrich oder den Austria 3 besser aufgehoben gewesen. Ayers schien dies nicht zu stören. Der 1940 in Kalifornien geborene Ayers brachte in den 70ern Jazz und Funk mit seinem eingängigen Groove auf eine Wellenlänge, blieb stilistisch vielfältig und fühlte sich deshalb auch in neuen Sounds wie etwa später Disco oder in den 90ern, in den Geburtsstunden der zeitgenössischen Club-Sounds, heimisch. Im ausverkauften Porgy & Bess reihte sich dementsprechend Höhepunkt an Höhepunkt. Durch ein von Curtis Mayfield und Ray Charles inspiriertes Hit The Road Jack croonte sich Ayers gemächlich, während Gaskins mit dem Publikum „Call and Response“-Spielchen spielte und in Reggae-Rhythmen verfiel. Zum Höhepunkt wurde Everybody Loves The Sunshine vom gleichnamigen Album aus 1976. Eine abgebremster, sehr beseelt gegebener Schleicher, bei dem Ayers einmal mehr erblühte. (Karl Fluch, Der Standard, 29. März 06)