Luis Di Matteo: bandoneon
„Ich schreibe für die Engel“ heißt eine der schönsten Kompositionen des 72jährigen Luis Di Matteo, aus Montevideo. Er gilt als einer der letzten verbleibenen großen, alten Bandoneonmeister vom Rio de la Plata. Matteo scheint auf sein Leben zurückzublicken, nicht im Zorn, sondern einverstanden mit seiner 50jährigen Karriere. Seine Musik ist spürbar heiterer geworden und nicht mehr im dunklen Labyrinth der Melancholie verortet. Anläßlich seines 70. Geburtstages erschien die 2teilige CD Ausgabe „Siempre Hay Algo Nuevo“ mit Aufnahmen aus den letzten 30 Jahren ( Retrospectivo) und einer komplett neuen CD mit Kompositionen für Bandoneon, Stimme, Cello, Flöte, Keyboards und Percussion (Tango y mas allá). Zu den Einflüssen seiner Kompositionen gehört natürlich der Tango seiner Jugend, der in den Hafenvierteln von Buenos Aires und Montevideo entstanden war und die musikalische Atmosphäre dieser Zeit prägte. Die Musik der ländlichen Gebiete, der Landarbeiter und Gauchos ist die Milonga, die ebenfalls eine Basis seiner Musik, ist wie auch die sehr rhythmischen Candombes der schwarzen Bevölkerung Uruguays. Der Einfluß der Candombe unterscheidet den Tango Nuevo Uruguays wesentlich von dem Argentiniens, weil Argentinien im Gegensatz zu Uruguay keine schwarze Bevölkerung hat. Zusätzlich hat sich Luis Di Matteo mit der europäischen Klassik und Moderne auseinandergesetzt, so daß seine Kompositionen ein sehr subjektiver Ausdruck eines Musikers des 20. Jahrhunderts sind und eine spannende Auseinandersetzung mit der Musik der beiden Kontinente. Ein besonderer Schwerpunkt Luis Di Matteos ist seine Arbeit als Solist. In seinen Solokonzerten konzentriert er seine musikalischen Ideen, so daß z.B. Die Woche schrieb: „Luis Di Matteo, der Soloist, war fast so etwas wie ein Kapellmeister, und seine im Kasten versteckte Combo ein Welt-Orchester.“ Seine letzte Solo Bandoneon CD „Un día de mi vida“ zeigt dies auf eindrückliche Weise. Nach Piazzollas Tod gehört Di Matteo heute zu den letzten großen Bandoneonistas vom Rio de la Plata; er ist außerdem einer der interessantesten zeitgenössischen Komponisten aus Südamerika. Tango neuvo und Tango contemporáneo, das sind Ettiketten, die besagen, woher diese Musik kommt, aber sie sind zu eng begrenzt. „Anders als Astor Piazzolla verzichtet Di Matteo im Grunde auf Jazzelelmente, er hat den Tango von innen erneuert, ihn vorsichtig zu einer Konzertmusik der Gegenwart geführt und ihn zu fantastischen poetischen Klangreisen erweitert. Ein großartiges Konzert.“ (Weserkurier Bremen).