Do 12. April 2007
21:00

Burton Greene & Roy Campbell Quartet (USA)

Burton Greene: piano
Roy Campbell: trumpet
Adam Lane: bass
Lou Grassi: drums

Der Freejazzpionier Burton Greene und der Trompeter Roy Campbell stehen im Vordergrund dieses zutiefst befriedigenden neuen CIMP Albums. Die CD versprüht ein außergewöhnliches Gefühl, erreicht eine beinahe ideale Balance zwischen freier Improvisation und mehr
kompositorischem Jazz, während ein paar Weltmusikeinflüsse klar zu erkennen sind. Der ehrwürdige Schlagzeuger Lou Grassi und der
Bassist Adam Lane runden das Quartett ab und bestechen durch einige genüssliche Soli und gewährleisten eine erstklassige Unterstützung
für die Bandleader. Das Album ist vor allem das Projekt von Greene, da er auch die meisten Arrangements und zwei Originalkompositionen, sowie den Text zur CD liefert – aber die zwei Originalstücke von
Campbell und seine eindrucksvolle Solopräsenz, rechtfertigen zur Genüge die Nennung als Coleader. Der sich ausdehnende, majestätische „Carnival of Mother Kali“, ist wahrscheinlich jene Nummer, die am meisten hervorsticht; eine Komposition des indischen
Virtuosen Ali Akbar Khan, arrangiert von Greene. Ausgehend von einer längeren, sich wiederholenden Klavierouverture über einem gestrichenen Bass und luftiger Perkussion setzt sich nun das Stück im
Hauptteil mit einem rhythmischen Abschnitt fort, bestehend aus sich verändernden Tonarten, die in kraftvollen, freieren Soli von Greene und
Lane münden, bevor es wieder zum Anfangsteil zurückkehrt, nur um sich dann ruhig in einer kurzen Pianocoda aufzulösen.
Der einzige Schönheitsfehler ist, dass „Carnival“ im Trio gespielt wird und dadurch für diese Zeit Roy Campbells Trompetenspiel entbehrt, welches anderorts auf dem Album für hohe Energie und Spannung sorgt.
Campbells zerbrechlicher Ton klingt häufig so, als ob er abreißen würde – tut es auch an einigen Stellen – was zuerst unbeständig wirkt; seine Solodarbietungen aber sind aufregend und vermitteln gewiss keine Zweifel
über sein technisches Können des Instruments. Seine Kompositionen zeigen ebenfalls Stärke, besonders das beschwingte „Booker’s Lament“, im Gedenken an Booker Little, ist speziell ergreifend. Unglücklicherweise
klingt Campbell etwas „zu leise aufgenommen“ und das gleich an ein paar mehr Passagen, als die eine, auf die Greene in den liner notes Bezug nimmt. Ein Produkt von CIMP’s etwas unorthodoxer Philosophie
der Aufnahme, nämlich nur auf zwei Spuren – was zur Folge hat, dass die jeweilige relative Lautstärke, der verschiedenen Instrumente, dann später
im Mix nicht mehr korrigierbar ist.
Im Großen und Ganzen scheint das auch gut zu funktionieren und führt, wie beabsichtigt, zu einem mehr
unmittelbarem live-Empfinden; jedoch die offensichtlichen Unzulänglichkeiten treten dann doch an einigen Stellen hervor und führen anscheinend komplett zum Absturz einer Nummer.
Die liner notes von Produzent Bob Rusch und Tontechniker Marc Rusch, sowie auch von Greene selber, geben gemeinsam einen interessanten
Einblick zu den technischen Schwierigkeiten solch einer Session, als auch ein paar Hinweise zu den zwischenmenschlichen Problemen.
Hoffentlich wird aber nichts von dem die Gruppe davon abhalten, wieder gemeinsam aufzunehmen, da doch so Vieles, was hier entstand, hervorragend ist.
(Michael Holman/Übersetzung aus dem Englischen L.G.)