Do 5. Juli 2007
21:00

Kenny Garrett Quartet (USA)

Kenny Garrett: alto saxophone
Benito Gonzalez: piano
Nat Reeves: bass
Jamire Williams: drums

Er war der letzte Saxofonist an der Seite von Miles Davis. Und als Dank bekam er von dem für seine beißende Kritikfreudigkeit notorischen Meister in der Autobiografie ein großes Lob ausgesprochen. „Er ist einer der wenigen“, ließ Davis über Kenny Garrett verlauten, „die ihren eigenen Stil entwickeln.“ Nun, vielleicht sollte man bei Garrett eher von einer gelungenen Vermischung verschiedener Fremdstile sprechen. Was den Altsaxofonisten auszeichnet, ist die Fähigkeit, das Coltrane-Erbe mit Funk, Pop und weltmusikalischen Einflüssen auf ungeahnte neue Höhen zu führen. Für „Beyond the Wall“ hat sich der 45-jährige Garrett prominente Unterstützung ins Studio geholt. Neben dem Vibrafonisten Bobby Hutcherson ist es vor allem der Tenorsaxofonist Pharoah Sanders, mit dem Garrett zu atemberaubenden Solo-Exkursen in Tandemfahrt aufbricht - wie etwa in der Coltranesken Auftaktnummer „Calling“. Ersonnen hat Kenny Garrett die Platte übrigens während einer dreiwöchigen Chinareise im Dezember 2005. Man hört das deutlich heraus. Etwa im fernöstlich anmutenden Thema des Stücks „Qing Wèn“ oder im Gesang der tibetischen Mönche, die als Loop den Hintergrund für die Gebetsnummer „Realization“ abgeben. Und ja: die CD driftet nach stürmischen Modern-Jazz-Beginn somit ein wenig ins Esoterische ab. Was sich aber spätestens nach dem hymnischen „Kiss to the Skies“ mit seinen weiblichen 70th-Background-Gesängen und einem zum Schluss inbrünstig schreienden Altsax wieder ändert. Insgesamt also: ein teilweise gewöhnungsbedürftiger, aber in seinem Abwechslungsreichtum letztlich überzeugender Tonträger. (Josef Engels)