Mo 15. Oktober 2007
20:30

Hilmar Jensson’s TYFT feat. Jim Black (IS/USA)

Hilmar Jensson: guitar
Andrew D'Angelo: alto saxophone, bass clarinet
Jim Black: drums, electronics

Die Kritiker bekommen Fieber, wenn es um das Trio des in Amerika lebenden isländischen Gitarristen Hilmar Jenssen geht. Von „post-moderner Schimäre“ ist dann die Rede., von „betäubtem Linienspiel“ und „einer Sicht wie durch ein derangiertes Prisma“. Der „Streitlust einer Heavy Metal Band“ steht „düstere Konfusion“ und „beunruhigende Träumerei“ entgegen.
Bei den drei Musikern von TYFT, alle um die vierzig, kommt eine unüberschaubare Vielfalt der Einflüsse, Begegnungen und Produktionsaktivitäten zusammen. Jensson war in Island Mitbegründer einer Schallplattenfirma und einer Künstlerorganisation und hatte eine akademische Ausbildung am Berklee College; zu seinen prominenteren Mitspielern gehörten Arve Henriksen, Eyvind Kang, Leo Smith und Tim Berne. Jim Black, ebenfalls Berklee-Absolvent, ist in der New Yorker Szene der Schlagzeuger für alle Gelegenheiten, in denen Risiko und Innovation immer auch ein Bekenntnis zu komplexen Strukturen und zündenden Körperrhythmen gefordert sind. Seine Verbindungen mit Laurie Anderson, Uri Caine und Dave Douglas belegen eine schier grenzenlose Neugier. Andrew D’Angelo hat mit Bobby Previte gespielt, ist Mitglied des Matt-Wilson-Quartets und hat in Amerika, Europa und Australien Meisterkurse abgehalten.
Die Musik von TYFT stampft eben noch in einem brutalen Punk-Gleichschritt daher, um im nächsten Moment in schwierigen ungeraden Metren verbogene Bebop-Erinnerungen auszutanzen. D’Angelo assoziiert in seinem abstrakten Linienspiel Greg Osby, verliert sich aber auch in den Geräuschorgien und Materialschlachten des Free Jazz. Und Jensson bestätigt mit seiner Verbindung von flüssiger Geläufigkeit und zerrender, elektronisch aufgepeppter Intensität und seinen fahlen Stimmungskompositionen die merkwürdige Liaison von Intellekt und radikaler Kraft, die die Faszination von TYFT ausmacht.
Noch ein Kritiker-Zitat gefällig? – „Wenn Anton von Webern noch leben und sich mit Avant-Jazz-Rock befassen würde, so wäre dies vielleicht der Weg, den er einschlagen würde.“ (Pressetext)