So 18. November 2007
20:30

Louis Sclavis „L’imparfait des langues“ (F)

Louis Sclavis, clarinet, saxophone
Marc Baron: saxophone
Maxime Delpierre: guitar
Paul Brousseau: keyboards
François Merville: drums

Eigentlich überrascht er mit „L´Imparfait Des Langues“. Denn Louis Sclavis findet zurück zum Jazz, zum Rhythmus, zur puren improvisatorischen Form. Sein neues Quintett sprüht nur so Funken, groovt, tänzelt, überschwemmt den Hörer mit gewaltigen Energiewellen und virtuoser Kraft. Rockige Gitarren (Maxime Delpierre) liefern den scharfkantigen Rahmen, sphärische Ambientklänge (Paul Brousseau) den vagen Raum, in dem seine Klarinette schwebt, kreischt, röhrt, mäandert oder gebetsmühlenartig zirkuliert. Hin und wieder formt sie auch nur aus Ideenfetzen simple Linien, verspielte Girlanden, knüpft Melodien, erzählt Kurzgeschichten oder stößt tumbe Phrasen aus. Weil das gallische Chamäleon schon immer das Flair der Instrumente und den Charakter ihrer Bediener an seiner Seite absorbierte, klingt er auf wundersame Weise unverbraucht und wieder wie am Anfang seiner bemerkenswerten Karriere. Manchmal beschleicht einen bei Sclavis im 54. Lebensjahr die Fantasie, dass dies vielleicht auch Eric Dolphy sein könnte, wenn er damals von seiner Krankheit genesen und in Europa geblieben wäre. Warum nicht? Beide sprechen dieselbe Sprache. (Reinhard Köchl, Jazz thing)