So 2. Dezember 2007
20:30

Tied & Tickled Trio „Aelita“ (D)

Caspar Brandner: drums
Andreas Gerth: electronics
Markus Acher: drums, xylophone
Micha Acher: bass
Carl Oesterhelt: organ, melotron, percussion, glockenspiel

Carl Oesterhelt: organ, melotron, percussion, glockenspiel
Micha Acher: bass
Caspar Brandner: drums
Markus Acher: drums, xylophone
Andreas Gerth: electronics
Keine Bläser, nirgends. Keine Jazz-thetik in jenem Sinn, wie sie das „Tied & Tickled Trio“ mindestens für den deutschen Gitarrenunderground überhaupt erst hörbar gemacht hat. Und für die Electronica der späten 90er und frühen 00er Jahre. Ich möchte hier nicht von Indietronic sprechen. Wenngleich das Indie in dieser Formulierung zweifellos noch immer auf das „Tied & Tickled Trio“ passt. In Sachen Haltung und Habitus. In der Entgrenzung der Töne, dem Verzicht auf Erwartungshaltungen, auch sich selbst gegenüber. „Aelita“ beginnt jenseits aller Erwartungen. Ein Auftritt sollte es zunächst nur sein, beim Hausmusik Festival im Oktober 2006 in München. Ein zu großen Teilen improvisiertes Set, das leitmotivisch in eine vergangene Zukunft aufbricht. Eine melancholische Reise zu verendeten Visionen, Futurismus, Science, Science Fiction. „Chlebnikov“ heißt etwa eines der Stücke, benannt nach einem Dichter der russischen Avantgarde, der in den Krisen der 1920er Jahre schlichtweg verhungert ist. „A rocket debris clouds drift“, heißt ein anderes. The Dark side of the moon. Das Konzert hinterließ euphorische Spuren – beim Publikum und innerhalb der Band. Weshalb es nun dieses Album gibt, entstanden in gerade dreimal drei Tagen. Aufnehmen, arrangieren, abmischen. So roh und offen wie möglich und doch ganz konzentriert, minimal, melancholisch, treibend. Ein verschleppter, weitgereister Dub ist darunter, „tamaghis“, Echokammermusik, das Weltall als Hallraum. Daneben drei Interpretationen des Titelstücks, melancholische Miniaturen sind es allesamt, Xylophon, Glockenspiel, Melotron traurige Töne. Man mag an eine Raumkapsel denken, die langsam den Kontakt zur Erde verliert. Oder umgekehrt an Menschen, die umso fester am Boden kleben. Die Ruhe nach dem Stürmen. Ein Nachruf auf eine Utopie. „You said tomorrow yesterday“. Zu hören ist eine Band, die genau zuhört, was die Töne so treiben. Und die sich von sich selbst überraschen lässt. Das ist dann vielleicht die allerletzte Space-Metapher dieser Platte: das „Tied &Tickled Trio“ und der Orbit seiner Möglichkeiten. (Pressetext)