Mi 9. Januar 2008
20:30

Heinz Sauer & Michael Wollny (D)

Heinz Sauer: tenor saxophone
Michael Wollny: piano

Wenn der Vater mit dem Sohne ... oder in diesem Falle: wenn der Großvater mit dem Enkel gemeinsam musiziert, dann entsteht nicht zwangsläufig etwas Gutes daraus. Meist ergeben sich Spannungen negativer Art, sei es, weil Großvater zu traditionell oder der Enkel eben zu frei agieren möchte. Bei dem Duo Heinz Sauer und Michael Wollny ist das alles ganz anders. Natürlich entstehen Spannungen auf ihrer CD „Melancholia\", aber diese Reibungen sind wunderbar entspannend, sind harmonisch leicht, flüssig und direkt, verzichten auf unnötige Schnörkel und verkopfte Spielereien. Sauer ist 72, im Kopf aber jung und frisch wie sein Partner, der gerade mal 26-jährige Wollny. Dieser entpuppt sich am Piano als alter Hase, greift, wenn nötig, in die Saiten seines Instrumentes und stellt auch schon mal einen Aschenbecher hinein. Sauer wiederum muss nichts mehr beweisen: seit über 50 Jahren ist der Tenorsaxophonist ein fester Bestandteil der deutschen Szene; er hat alle Höhen und Tiefen des Jazz am eigenen Leben erfahren. Mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit manövrieren sich beide durch die 18 zumeist kurzen Titel, die größtenteils aus eigener Feder stammen. Bewundernswert ist die Kommunikation, das blinde Verständnis zweier Musiker, die sich der freien Improvisation hingeben, die Musik fließen lassen und sie doch prägnant auf den Punkt bringen. Jedes Stück wird so zu einem kleinen Kunstwerk, und auch nach vielfachem Hören wird man nicht müde, den kleinen Details dieser Musik zu lauschen. „Melancholia\" ist mit das Beste, was deutscher Jazz zur Zeit zu bieten hat und macht eigentlich alle Worte darum überflüssig. (Hermann Mennenga, 2005)