Fr 25. Januar 2008
20:30

Richard Schuberth „Wartet nur, bis Captain Flint kommt“ (A/SCG/TK)

Richard Schuberth: Stimme
Irina Karamarkovic: Gesang
Rina Kacinari: Cello
Paul Dangl: Geige
Coskun: Zurna, Balaban
Askin: Davul

Die vermutlich letzte Gelegenheit, Richard Schuberth und seine vollzählige Piratencrew mit einer szenischen Lesung aus „Wartet nur, bis Captain Flint kommt!“ auf einer Wiener Bühne zu erleben. Nach „Freitag in Sarajevo“ holte der Schriftsteller (und Balkan-Fever-Gründer) zu einem weiteren gesellschaftskritischen Streich aus. Dieses Mal mit dem Entermesser, denn „Wartet nur, bis Captain Flint kommt“ nennt sich eine „Piratenburleske“ – „eine aberwitzige Farce“, nannte Elfriede Jelinek das Stück, welches in „einem nautischen Irrenhaus der Wahrhaftigkeit“ spiele. Zum Inhalt der Satire, die von der Literaturedition Niederösterreich als Buch verlegt wurde: Vier Freunde der gehobenen Kulturkonsumentenszene, die gegen George Bush, aber für Thai-Curry sind, feiern sich selbst und überhören die TV-Durchsage, dass drei gefährliche Irre aus der nahe gelegenen psychiatrischen Anstalt ausgebrochen seien. Der Anführer der Bande, eine einbeinige Frau, glaubt, der berüchtigte Piratenkapitän Flint zu sein, seine „Adjutanten“ halten sich für Oscar Wilde und den osmanischen Piraten Jimmy Fish. Ausgerechnet in die Feier der vier Freunde platzen die drei Irren und nehmen jene als Geisel, um Kurs in die Karibik zu setzen und die verhasste Süd-Süd-Westliche Handelsgesellschaft zu bekämpfen … Dass die Designerwohnung der Freunde ein Schiff sein könnte, scheint am Anfang absurd, wird im Laufe der Handlung jedoch immer plausibler … zwischen den „Kulturmenschen“ und ihren Geiselnehmern entbrennt jedenfalls ein heftiger Kampf um die Deutung der Realität … „Wartet nur, bis Captain Flint kommt“ schließt schrillen Trash und politisches Theater mit der guten alten Tradition der geistreichen Gesellschaftskomödie kurz, kombiniert den Entfremdungseffekt von Szene- und Seemannjargons mit aphoristischem Witz. … Wer Schuberths wuchtige Lesungen von „Freitag in Sarajevo“ (mit Krzysztof Dobrek am Akkordeon) erlebt hat, wird auch diese Performance nicht versäumen wollen, bei der der Autor alle Rollen selbst verkörpert, viele Lacher provoziert, die dann aber im Halse stecken bleiben und von ihm selbst mit dem Entermesser herausgeholt werden. Eine illustre Crew assistiert ihm dabei mit opulenter musikalischer Untermalung: Sängerin Irina Karamarkovic (Ex-Sandy Lopicic Orkestar, L.A. Big Band, Balkanizer), die Cellistin Rina Kaçinari, der Geiger Paul Dangl (Nim Sofyan, Smoky Finish) und das wohl beste Davul/Zurna-Duo Wiens, die Brüder Askin & Coskun aus dem türkisch-kurdischen Erzincan. (Pressetext)