So 24. Februar 2008
20:30

Cecil Taylor & Tony Oxley (USA/GB)

Cecil Taylor: piano
Tony Oxley: drums

Blickt man auf die Jazz-Avantgarde der letzten fünfzig Jahre zurück, erscheint Cecil Taylor als eine Zentralgestalt, als eine Leitfigur und zugleich als ein Solitär. Er hat mit vielen der gleichfalls innovative Richtungen einschlagenden Musiker zusammengearbeitet und Generationen nachwachsender Improvisatoren beeinflusst. Dennoch gibt es keine Taylor-Schule. Es gibt nur Cecil Taylor. Sein Spiel bricht aus, es ähnelt einem Naturereignis. Es entfaltet sich wellengleich in klangrhythmischen Verdichtungen und Entflechtungen von höchster Intensität. Und obwohl die Zeiten, in denen Taylor mit seiner Musik schockierend wirkte, vorbei sind, weiß er noch immer zu provozieren. Ganz in dem Sinne, in dem er selbst das heftige Auftreten eines Gefühls als eine revolutionäre Erfahrung beschrieben hat. Er erweist sich als Konstruktivist und zugleich auch als ein Improvisator mit der Fähigkeit zur Hingabe bis zur Ekstase. Taylor weiß, dass die Botschaften nicht in den Akkordverbindungen, sondern im Labyrinth der Leidenschaften zu entdecken sind. Den jahrzehntelangen Spielerfahrungen, den Instinkten und Intentionen wie auch dem in die Logik von Strukturen eingetauchten Bewusstsein folgend, entwickelt er in sich schlüssige Abläufe und Großformen. Cecil Taylor bewegt sich in einem kulturellen Kontinuum, innerhalb dessen der Jazz eine wichtige, aber nicht die einzige Rolle spielt. Sein Verständnis von freier Tonalität entspringt den Ur- und Vorformen des Jazz, nicht der Welt der Akademien, die er freilich auch besucht hat und die ihn heute einladen oder mit Auszeichnungen überhäufen. Von Anfang an entwickelte Cecil Taylor eine Langzeitenergie, wissend, dass sich seine musikalische Sprache im Prozess des Spiels entwickelt. Die physische Komponente, der Aspekt der Praxis, ist dabei ebenso wichtig wie seine Auffassung von Improvisation, die im Sinne von „instant composing“ aus der Erfahrung heraus im Hier und Jetzt Verlaufsformen mit kompositorischem Anspruch entstehen lässt. Wenn Cecil Taylor betont, dass er seine Musik nicht aus Theoremen, sondern aus dem, was er sieht und hört, entwickelt hat, so weist er uns den Weg, wie sie zu begreifen ist. Unterschiedliche Einflüsse assimilierend, hat Taylor eine eigene Ästhetik entfaltet. Amerikanisches, und das heißt in seinem Falle auch: die Kultur seiner afroamerikanischen und indianischen Vorfahren, sowie Europäisches fließen zusammen. (...) (Bert Noglik)
Vor ziemlich genau einem Jahr unternahmen wir den Versuch, den (zurecht!) als recht komliziert geltenden Musiker nach Wien einzuladen und alles schien gut zu Laufen. CT wollte 2 Wochen in Österreich bleiben, wir organisierten drei Konzerte und stellten das dafür gewünschte Geld auf, buchten einen 1. Klasse Flug, reservierten eine Suite im Imperial (inkl. einem Bösendorfer-Flügel), ließen auf seinen Wunsch den Schlagzeuger Sunny Murray anreisen und dann rief mich Herr Taylor am Tag vor dem geplanten Konzert an und meinte sinngemäß, dass er jetzt unmöglich aus NY weg könne, weil gerade ein paar Freunde bei ihm in seinem Appartement seien und er das Konzert um ein paar Wochen verschieben möchte. Ich muss sagen, das war schon sehr tough! Und ich habe recht lange überlegt, ob wir das Wagnis noch einmal eingehen sollen. Aber bei diesem Musiker überwiegt bei mir der Respekt vor seinem unglaublichen pianistischen Stil über seinen problematischen Umgang mit Veranstaltern (und auch Mitmusikern!). Also auf ein Neues. Diesmal wirds funktionieren! Und dem Vernehmen nach freut er sich auf den Fazioli-Flügel! Warmest Welcome. CH
Eintritt: 35.- € Sitzplatz, 20.- € Stehplatz