Di 3. Juni 2008
20:30

Sexmob (USA)

Steven Bernstein: trumpet, slide trumpet
Briggan Kraus: alto saxophone
Tony Scherr: bass
Kenny Wollesen: drums
special guest: Max Nagl: alto saxophone

...Schlagzeug, Bass, Altsaxophon und Slide Trumpet, eine Trompete mit Ventilen und Zug, gespielt von Steven Bernstein - viel mehr als das Grundgerüst eines soliden Jazz Quartetts braucht es nicht, um die Vermählung von Pop und Jazz zu feiern. Vollmundig und gravitätisch zupft der Bass seine Melodie, dazu die Trompete mit klagendem, gestopftem Wahwah, als ein zartes Pliiingg den Einbruch der Rockwelt andeutet, ein paar Streicher sich einschleichen, das Schlagzeug in dunklen Tiefen rumst, bis dann alle zusammen das Lied entlarven - ja, ja, „For What It\'s Worth von Crosby“, Stills, Nash & Young - aber da ist es schon zu spät, keiner geht hier einsam nach Haus: „Solid Sender“. Sex Mob, aus dem Knitting Factory-Kreis New Yorks haben ein Kunststück geschaffen: Sie taumeln in der Sicherheit trunkener Musik, ohne abzustürzen. Ob sie „Ruby Tuesday“ im Stil einer Blaskapelle aus dem Spanischen Bürgerkrieg intonieren oder bei James Browns „Please, Please, Please“ die schmachtenden Sängerinnen des Originals als Streicher arrangieren und das Soulstöhnen ins berstende Saxophonkreischen des hoch begabten Klangjüngers Briggan Krauss münden lassen - nie wird ein Genre dem anderen geopfert. Die musikalischen Vorbilder stehen Spalier: links die Väter Charles Mingus, Art Ensemble und Ornette Coleman, rechts die Söhne Jazz Passengers und Lounge Lizards, als deren Musical Director Steven Bernstein lange Jahre fungierte. Doch was einst bei den Lounge Lizards mit John Lurie als Fake Jazz etikettiert wurde, ist jetzt zum Original mutiert. Die Kopie gibt den neuen Maßstab vor. Sex Mob spielt mit jedem Stoff zum Tanz auf. (Konrad Heidkamp, Die Zeit)