Sa 28. Juni 2008
23:30
Rote Laterne Kinonacht

Palast des Schweigens – Samt el qusur (1994)

Regie: Moufida Tlatli, Tunesien
Musik: Anouar Brahem
Arab.-franz. OmdU, 127 min

Als die schöne Alia im Jahr 1965 vom Tod des Prinzen Sid’Ali gehört hat, kehrt sie noch einmal zurück in den Palast der Beys von Tunis, in dem sie aufgewachsen ist – nicht als Prinzessin, sondern als Tochter einer Sklavin und eines unbekannten Vaters, der auch der Prinz sein könnte. Vor zehn Jahren gelang der damals 15-Jährigen im Zuge des Umbruchs, durch den Tunesien sich von Frankreich löste und der Bey entmachtet wurde, die Flucht aus dem „Palast des Schweigens“, wie die Dienerinnen ihn nannten. Jetzt schlägt sie sich als Sängerin durch, lebt seit Jahren mit einem Freund zusammen, der sie nie geheiratet hat, und steht vor der Entscheidung über ihr noch ungeborenes Kind. Die Trauerfeier gibt ihr Anlass, Klarheit über ihre Herkunft und Orientierung für die Zukunft zu gewinnen. Während sie durch die verlassenen Gänge und Räume geht, steigen die faszinierenden und oft schmerzhaften Bilder aus ihrer Vergangenheit auf.
Die tunesische Regisseurin Moufida Tlatli greift mit ihrem Debütfilm schwer lösbare Konflikte zwischen arabischer Tradition und europäisch beeinflusster Emanzipation auf und gibt sich dabei immer wieder der Sinnlichkeit des Augenblicks hin. Durch den Verzicht auf Synchronisation gewinnt der Film zusätzlich an Eindringlichkeit. Schön und fremd zugleich: der Palast, in dem es nur eine Regel gibt: Schweigen. (Pressetext)