Beim Zuhören erscheint vor dem geistigen Auge plötzlich eine kleine verrauchte Jazz-Bar, irgendwo in New York, Berlin oder Wien. Wildfremde Menschen sitzen lethargisch nebeneinander, Seite an Seite, Stuhl an Stuhl, zelebrierend in der eigenen Einsamkeit. Der Großstadtmelancholie entfliehend, untergehend im Sumpf der Gedanken. Unerwartet, wie aus dem Nichts ertönt diese warme elegante Stimme von Sheila Cooper. So klar wie ein weiter Ozean, eine Flucht aus dem alltäglichen urbanen Chaos... Sheila Cooper ist ein Jazzimport aus dem kanadischen Raum und schlichtweg ein Multitalent. Sie spielt nicht nur das Alto-Saxophon, sondern beherrscht auch gleichermaßen wunderbar ihre Stimme. Zwischen den klar gesungenen Tönen folgen mühelos eigene Improvisationen auf dem Saxophon. Es ist deutlich zu spüren, dass sie den Moment lebt, das jeweilige Instrument. Sinne können den Menschen bekanntlich täuschen – bei weniger gewissenhaftem Hinhören kann der Eindruck entstehen, es seien hier „drei“ Schmiede am Werk. Eine „zweite“ Begleitung erfolgt jedoch lediglich von dem österreichischen Jazzpianisten Fritz Pauer. Das Album klingt sehr emotional, es ist so pur, so unverschämt direkt! Wie ein Pfeil trifft es exakt die Stelle in der Seele, die hinter einer dicken, grauen Schicht verborgen ist. Besonders mit der ergreifenden Standard-Ballade „I am a fool to want you“, die schon zuvor von etlichen Jazz- und Swinggrößen wie Billie Holliday oder „Franky“ interpretiert worden ist, werden längst verloren gegangene, tiefe Sehnsüchte nach einer verspielten, naiven Liebe geweckt... (Elizabeth Ok)