Die Bühne ist dunkel, nur ab und zu huscht der Lichtkegel eines Scheinwerfers von links nach
rechts, erleuchtet mal hier einen reich gedeckten Tisch mit elektronischen Gerätlein, dort das
Glitzern von Becken, die reflektierende Oberfläche einer Trompete. Aus den Boxen powert es mit Macht. Ein moderner Tanzrhythmus, wie eine Dampframme in den Bässen. Oder nicht? Oder doch? Eine dunkle Wolke aus Sound, aus der hin und wieder der Klang einer Trompete hervortritt, eine Linie unbestimmten Geschlechts umreißt und dann wieder im Sound aufgeht. Nils Petter Molvær ist nach langen Jahren wieder einmal unterwegs. Mit dem gut gefüllten Konzert in der Hamburger Fabrik startet er eine ausgedehnte Tour, mit der der norwegische Trompeter, der vor gut zehn Jahren mit seiner Verknüpfung von Improvisation und elektronischen Soundwelten einen noch immer unerreichten Maßstab setzte, sein gerade erschienenes Album „Hamada“ in die Umlaufbahn schießt. Da ist er nun wieder, noch immer zusammen mit dem Gitarristen Eivind Aarset, einem Zauberer entrückter Klangwelten und dem Schlagzeuger Audun Kleive, der die wechselnden Soundwetterlagen immer wieder im Boden verankert, dort wo alles anfing und manchmal getanzt wird. Zu dritt entfesseln sie aus harten Kontrasten zwischen äußerster Zurückgenommenheit und brachialem Getöse unglaubliche Energien, vergrößern die wenigen Töne, die sie spielen unter der Lupe der Elektronik, bis jede Unreinheit, jede einzelne Schrunde, jeder feine Riss, jede Verwerfung in den Klängen groß und deutlich wird. Und eine Schönheit entwickelt, die grandios ist und außergewöhnlich und das Publikum schnell überwältigt. (Stefan Hertz, Die Welt)