Sa 24. Oktober 2009
20:30

Jean-Paul Bourelly „Citizen X“ (USA)

Jean-Paul Bourelly: guitar, sampling
Sadiq Bey: voice, electronics
Reggie Washington: bass
Kenny Martin: drums

„It all about power in the darkest hour... ain’t no free ride if you want to glide on it“, sagt Bey auf dem Stück „Sacred“. Inspiriert von den revolutionären 60ern in Detroit, Chicago und Los Angeles, über die Jahre herangereift und nunmehr eine neue Stimme im Theater der globalisierten Eine-Welt-Politik, beschwört Citizen X den filmischen Blick, das narrative Potential der Musik, appelliert an die Freiheit, Kategorien zu sprengen, und navigiert dabei durch eine musikalische Landschaft, die von Spiritualität durchdrungen ist, in der atmosphärische Soundbytes mit weiträumig angelegten Gitarrenklängen wechseln und unsere heutige turbulente Welt mit wacher Aufmerksamkeit kommentiert wird. Cadillac-Eldorados, das Arkestra von Sun Ra, Namen wie Amiri Baraka, Fred Hampton und Huey P. Newton kommen einem in den Sinn, verdichten sich zu einem von black-a-delic bestimmten Bewusstsein, rücken sowohl Gefahr als auch Schönheit in unmittelbare, greifbare Nähe.

Jean-Paul Bourelly begann seine musikalische Karriere in Chicago, wo er mit einigen der wagemutigsten Persönlichkeiten der South Side, wie Phil Cohran und Pete Cosey, spielte und sich seine künstlerischer Standpunkt herauskristallisierte. Eine kurze Nacht lang erhoben sich flammend Feuerzeichen in der Stadt, am nächsten Tag war alles vorbei. Wie auch die 60er-Jahre in der Hitze der gesellschaftlichen Umwälzungen vorübergezogen sind. Bourelly brachte seinen Avant-Blues nach New York, spielte dort mit Elvin Jones, Miles Davis und Pharoah Sanders, bevor er sich daranmachte, unter eigenem Namen Alben herauszubringen, 14 Stück bislang, darunter „Saints & Sinners“ (DIW), das rockorientierte „Trippin“ und den afro-experimentellen Trip „Boom Bop“. Sadiq begann seine auf Performance und Poetry basierenden sozialen Erkundung in der postrevolutionären experimentellen Musikszene von Detroit mit Künstlern wie Faruq Z. Bey, Kenny Cox, dem Dichter Dudley Randall und dem Schlagzeuger Roy Brooks. Große Bekanntheit erlangte er als Frontmann auf Don Byrons Alben „NuBlaxploitation“ und „Tuskegee Experiments“, durch seine Zusammenarbeit mit dem Pianisten Uri Caine bei „The Othello Syndrome“ sowie durch sein eigenes Projekt „Fire in Zeroland“ (einer Hommage an Sun Ra). Für sein elektronisch/akustisches Album „Slow the Ear“ (Allzeit Musik) erhielt er 2008 den Studioprojektpreis der Stadt Berlin. Reggie Washington ist ein weltweit renommierter Bassist, der mit vielen bekannten Künstlern, wie Steve Coleman, Roy Hargrove oder Oliver Lake, aufgetreten ist. (Pressetext, übersetzt von Friederike Kulcsar)