Di 29. Dezember 2009
20:30

Lorenz Raab XY:Band (A)

Lorenz Raab: trumpet
Christof Dienz: zither
Matthias Pichler, Oliver Steger: bass
Herbert Pirker: drums

Viele Herzen schlagen, ach, in seiner Brust. Lorenz Raab heißt der Name des Trompeters, der sich in den letzten Jahren sukzessive zu einer unüberhörbaren Stimme der österreichischen Jazzszene emporgespielt hat. Am Anfang, da vernahm man die herrlich reduzierten, kammermusikalischen Stimmungsbilder des Trios „Bleu\" (mit Rainer Deixler und Ali Angerer); unter dem Namen „Lubric Flow\" huldigte er der Jazztradition. Und dieselben, stets um „denkende\" melodische Schlüssigkeit bemühten, bei aller Virtuosität auch reife Souveränität ausstrahlenden Trompetenlinien veredeln auch den Elektronik-infizierten Groove-Jazz der von Gitarrist Johannes Specht inaugurierten Formation „Forms of Plasticity\". – „Ja, das bin alles ich\". Lorenz Raab hat es gelernt, zu seiner multiplen musikalischen Persönlichkeit zu stehen. Identitätsprobleme oder musikalische Schizophrenieanfälle kennt der Musiker nicht. Sollte er auch nicht, denn die Aufzählung ist beileibe nicht vollständig. Im Brotberuf sitzt Raab seit dem Jahr 2003 als Solotrompeter im Orchester der Wiener Volksoper, ein Job mit musikalischen Höhen (etwa Nicholas Maws Oper „Sophie\'s Choice\") und Tiefen („Sound of Music\"), der dem in Wien, Salzburg und Bremen klassisch ausgebildeten Trompeter aber auf jeden Fall Unabhängigkeit im Jazzbereich garantiert. In jenem Feld, in dem der erst dreißigjährige Oberösterreicher in den letzten Jahren vom hoffnungsvollen Talent zum Shootingstar avanciert ist. 2004 mit dem Hans-Koller-Preis als „Newcomer des Jahres\" ausgezeichnet, sah sich im selben Jahr die erste Formation gegründet, die tatsächlich Lorenz Raabs Namen trug: „XY Band\" lautet der nicht uncharmante Verlegenheitsname für das mit zwei Bässen (Oliver Steger, Matthias Pichler), einer (von Christof Dienz) höchst eigentümlich traktierten E-Zither und Schlagzeug (Herbert Pirker) viel versprechend unorthodox besetzte Quintett, dessen Musik in spannender Weise zwischen handgemachten Breakbeat-Elementen und frei improvisierter Kammermusikalität changiert. Das brandneue und also nunmehr live zu präsentierende CD-Werk nennt sich „Blue Silk\" (Universal) und ist natürlich jede Empfehlung wert. (Andreas Felber)