Man mag sich den Mund fusselig reden, ob es so etwas wie „Balkan Jazz“ überhaupt gebe und wie problematisch der Begriff sei. Jedenfalls haben die beiden Perkussionisten Aleksandar Petrov und Bachar Khalife in Paris einen höchst originären Weg gefunden, musikalische Traditionen des Südbalkans, der Levante und des Vorderen Orients in freiere improvisative Formen aufzulösen, der serbische Jazzpianist Vasil Hadžimanov sowie Kaval-Tornado Theodosii Spassov unterstreichen der beiden rhythmische Extravaganzen melodisch, und setzen rhythmische Akzente immer dann, wenn Petrov & Khalife ihre Trommeln singen lassen. Aleksandar Petrov aus Mazedonien gilt als begehrter und vielseitiger Perkussionist und Komponist der Pariser Jazz- und World-Szene, seit seinem 12. Lebensjahr ist die balkanische Basstrommel Tappan (oder Teppan, auch Tupan) sein bevorzugtes Instrument, deren Adaption für neue Spieltechniken nur mit jener seines bulgarischen Kollegen Stoyan Yankoulov verglichen werden kann.

Der 24-jährige Bachar Khalife stammt aus Beirut und ist auf jedem seiner Instrumente ein herausragender Solist. (...) (Richard Schuberth)
Vervollständigt wird der „Kern“ der Band durch den Joe-Zawinul-Afficiando und Berklee-Absolvent Vasil Hadzimanov, der mit unterschiedlichen Formationen auch hierzuorts zu hören war (u.a. Step across the border: Serbia Montenegro) und durch den Bulgaren Theodosii Spassov, der der Hirtenflöte Kaval ungeahnte klangliche Dimensionen verleiht. Im Sommer 2008 enstand in Skopje eine CD mit diesem Quartett und den Gästen Gazmend Berisha (Mazedonien) an der Geige, Bojan Z. (Belgrad/Frankreich) am Klavier und Peter Herbert am Bass. Eine explosive Mischung von Kulturen, die wohl als gelungenes Beispiel von Ethnojazz bezeichnet werden kann. CH