Mit „Sol 6“ präsentiert der Ex-Punk Bassist Luc Ex ein besetzungsmäßig in die Nähe von Kammermusik zu verortendes Ensemble. Im Unterschied zu einem Kammermusikensemble können bei „Sol 6“ die Musiker auch noch singen, und sie tun es auch. Die Cellistin Hannah Marshall singt Charles Ives, der Pianist Veryan Weston interpretiert Erik Satie, und Mandy Drummond vergnügt sich an und mit einem Song von Burt Bacharach. Musikalisch führt der Weg weg von harmonischer Kammermusik hin in Richtung spannende Improvisation und freies Gestalten. Es entwickelt sich ein Spiel mit Tönen, die die Kompositionen aufreißen, sie skelettieren, in einen filigranen Bereich überführen, um dann wieder zu der Komposition zu finden. Archaisch und brutal werden Songs entfremdet, trotzdem bilden diese Momente zuckender Unruhe die umfassende Klammer, die in diesem Kontext alles zusammen hält. Der Spannungsbogen reicht von der ersten bis zu letzten Sekunde, leicht oder gar nebenbei ist das Werk von Sol 6 allerdings nicht zu genießen. (Alfred Krondraf)