So 6. Februar 2011
20:30

Cæcilie Norby / Bugge Wesseltoft / Lars Danielsson (DK/N/S)

Cæcilie Norby: vocals
Bugge Wesseltoft: piano, keyboards
Lars Danielsson: bass

An Popmusik mag sie: Die Art des Aufbaus. An Popmusik mag sie nicht: Die Normalität vieler Stücke. Klassik hingegen fndet sie wegen des „Flows“ toll, kann aber mit deren Ernsthaftigkeit wenig anfangen. Und am Jazz schätzt sie: Die Möglichkeit der freien Interpretation, die für sie allerdings nie bis zum Fehlen einer Melodie gehen darf. Keine Frage: Cæcilie Norby legt sich ungern auf eine Richtung fest. Viel lieber pickt sich die dänische Sängerin aus unterschiedlichsten Genres genau das heraus, was sie anspricht. Und kreiert aus diesen Versatzstücken unkonventionelle Klangkollagen, die in keine Schublade passen. Nicht umsonst nennt sich ihr neuestes, achtes Album „Arabesque“: laut Lexikon „Musikstück in freier Form mit reichen Verzierungen.“ Eigenkompositionen sind unter den 14 Titeln, eine eigenwillige Version des Swingsongs „Bei mir bist du schön“. Und als Besonderheit sechs Neubearbeitungen impressionistischer Werke von Ravel, Satie, Debussy, Fauré und Rimski-Korsakow, die Cæcilie Norby besonders inspirierend fand, weil sie „mit vorhergehenden Formen und Strukturen brachen, auf den romantischen Überschuss verzichteten, insofern nackter und wie der Beginn des Jazz waren – sehr weit weg von Puccini, aber nahe an Duke Ellington.“ Musikalisch werden die von acht Instrumentalisten wie Lars Danielsson oder Bugge Wesseltoft mit Klavier, Bass, Cello, Trompete & Co in eine „sehr persönliche und zeitlose Ausdrucksart“ übersetzt. I-Tüpfelchen von Cæcilie Norby sind dazu Texte auf Basis jener Bilder, die sich beim Anhören von Ravels „Pavane“ oder Saties „Gymnopédie Nr. 1“ Projekt, das Grenzen niederreißen und mit Schubladendenken aufräumen will.“ Auf „Arabesque“ ist der Crossoveranspruch zwar expliziter denn je, für sie muss Musik aber ebenso „melancholisch“ wie „sexy“ sein. Neu ist der Umgang mit verschiedenen Stilen nicht. Als Kind einer Opernsängerin und eines Komponisten war sie schon in jungen Jahren mit Klassik konfrontiert. Im Teenageralter verliebte sie sich in coolen Jazz. Danach sang sie in Pop- und Rock-Formationen. „Als ich Ende der 70er einstieg, hatte man keine Ambitionen, irgendjemand Spezielles zu sein, sondern ließ sich treiben. So bin ich per Zufall auf der Bühne gelandet, als die Sängerin einer befreundeten Band ausfiel un spontan Ersatz gesucht wurde,“ erzählt sie. Was danach kam, sei „learning by doing“ gewesen, in keiner Weise von ihren Eltern gedrängt, aber von ihrer Mutter tatkräftig mit Gesangsunterricht unterstützt. „Es war die totale Freiheit in Form einer Berg- und Talfahrt“, resümiert sie. In ihrer Heimat Dänemark (sie wohnt mit Mann und Tochter in Kopenhagen) aber ist sie noch nicht ganz angekommen, weil es noch „so viel zu lernen gibt“ – auch wenn sie dort als „Queen of Jazz“ gilt und seit Anfang 2010 einen weltweiten Exklusivvertrag bei dem renommierten Label ACT hat. „Arabesque“ ist insofern bestimmt nicht der Endpunkt von Cæcilie Norbys Reise durch unterschiedlichste Spielarten der Musik, sondern bestenfalls eine Zwischenstation – irgendwo auf ihrer neugierigen Expedition zwischen Klassik und Avantgarde. (Antoinette Schmelter de Escobarf)