Mi 30. März 2011
20:30

Django Bates Trio „Beloved Bird“ (GB/DK)

Django Bates: piano
Petter Eldh: bass
Peter Bruun: drums

Erstaunlich eigentlich, dass Vater Bates seinen ältesten Sohn am 2.10.1960 nach dem Vorbild Django Reinhardt benennt. Hätte der nicht ebenso gut Charlie getauft werden können? Jedenfalls erfahren wir aus Djangos liner notes zu diesem Album, dass er die Musik von Charlie Parker praktisch „von Geburt an“ gehört habe. Später, zu einer Zeit, als seine Freunde Fußballhelden nacheiferten, habe sein Vater ihm den Band „Bird Lives“ von Ross Russell nahegelegt; „ich war total begeistert“. Und zwar so, dass er auf Bahnsteigen Charlie Parker-Themen gepfiffen habe, in der Erwartung, auf einen anderen „Bird-Besessenen“ zu treffen. Was offenbar gelungen sei; jedenfalls lernte er auf diese Weise in Brixton Steve Buckley kennen, mit dem er dann später bei den „Loose Tubes“ spielte. Die jugendliche Begeisterung für den Bebop-Altmeister wich später anderen Leitbildern, namentlich solchen aus dem Kreise der süd-afrikanischen Expatriates in London (Mongezi Feza, Harry Miller) – was durchaus in den frühen Kompositionen des Django Bates einen Widerhall fand. Erstaunlich gleichwohl, dass er erst sehr viel später, 2005, eine Einladung des Kopenhagen Jazzfestivals zum Anlass nimmt, seine musikalische Jugendliebe wieder aufflammen zu lassen. Und jetzt im Studio mit einer Rhythmusgruppe aus Studenten des „Rhythmic Music Conservatory“, an dem er seit ein paar Jahren als Professor unterrichtet – und aus deren Kreis eine vorzügliche Big Band Aufnahme entstanden ist (Stormchaser). Mit „Scrapple from the Apple“ fällt er mit der Tür ins Haus: alle Bestandteile des Originals werden so hochgewirbelt, wie man es bei seiner Methode des „arranging the hell out of something“ (eine Sache vollkommen gegen den Strich bürsten) erwarten kann: ein Schneegestöber aus Fragmenten des Themas, umherschweifenden Assoziationen („Giant Steps“ klingt an), ein permanentes stop + go in der Rhythmusspur – das ist purer Django, das macht ihm so schnell keiner nach. In „Hot House“ fährt er die Komplexität im Überbau ein wenig zurück, behält aber den Irrsinn wechselnden Tempi bei, „My little Suede Shoes“ setzt er auf auf ein Calypso-Fundament, „Now’s the Time“ erscheint in einem Affentempo und mit einem minimalen Nach-Echo in der Klavierstimme (mag sein, dass er diesen Wusel-Sound ohne delay vollkommen mit seiner Hände Arbeit erzeugt) – aber, doller kommt’s nimmer. Von einer solchen technischen Meisterschaft – auch in der Rhythmusgruppe – können viele, viele nur träumen. (Michael Rüsenberg)