Mit den Songs des melancholischen, aber auch wunderschönen Albums „Plavi Avion“ [Blaues Flugzeug] scheint das Rundek Cargo Trio (Rundek, Isabel, Dušan Vranić-Duco) aus einem „Dornennest“ in eine bessere Welt fliegen zu wollen. Doch der Schwermut entkommt man nicht so leicht, denn was wir für das Leben eines Bohemiens in der französischen Hauptstadt halten mögen, empfindet Rundek vielleicht als heimliche Streifzüge eines Kurden durch Paris: Suggestive Bilder führen uns vom Trešnjevka Platz (Zagreb) über dunkle Berge hinunter zu den schicksalsschweren Ufern der Drina, von einem Lullaby mit Whisky und Chet Baker zu einem Gig auf der Straße, vom Leben im Exil zum heraufdämmernden Ende des Kapitalismus. Wenn wir auch nicht alles verstehen, was uns Rundek in seinem unverkennbaren theatralischen Stil erzählt – wobei er knapp, dafür aber konsequent an der Tonart der Lieder entlangsingt –, so braucht man nicht des Kroatischen mächtig zu sein, um sich für die faszinierende und ungemein reiche musikalische Sprache zu begeistern oder Gefallen an Tönen und Klängen zu finden, die drei Musiker ihren Instrumenten entlocken. Diese universelle Sprache, die sich über alle stilistischen Grenzen hinwegsetzt, beinhaltet neben Reggae, Blues, Jazz und Folkrock auch arabische oder orientalische Elemente, wie sie sich auch ihre Motive nicht nur in Osteuropa sucht, sondern bis zu den Anden schweift. Trotz aller Einflüsse bleibt „Plavi Avion“ authentisch, was an der ruhigen und konzentrierten Weise liegt, in der das Rundek Cargo Trio die Melodien und Arrangements entwickelt, mitunter nur mit akustischer Gitarre, Geige, Schlagzeug und Akkordeon … Und obwohl Chaos, Pessimismus und Niedergeschlagenheit hier der Stimmung den Grundton geben, gehört Rundek dennoch zu jener seltenen Spezies Mensch, die sich ihren Sinn für das Leben bewahrt hat. (Aleksandar Dragas, Übersetzung Friedericke Kulcsar)