Sa 2. Juni 2012
21:00

Vladimir Kostadinovic feat. Antonio Faraò (SRB/I/USA/A)

Vladimir Kostadinovic: drums
Antonio Faraò: piano
Andy Middleton: tenor saxophone
Dragan Trajkovski: bass

Augen zu (und bitte trotzdem weiterlesen oder vorlesen lassen), das virtuose und doch dezente Klappern der Gläser des Barkeepers, der duftende Rauch der weiten Jazzwelt, mit ein paar leisen Tönen beginnt der Pianist, der Bass setzt ein, die Besen des Drummers beginnen zu kreisen – das Village von New York – Blue Note oder Village Vanguard, Herbie Hancock, Ron Carter und vielleicht Billy Hart, das rhythmische Herz von V.S.O.P., die Musik wie aus einem Guss, purer Genuss. Sie öffnen die Augen und finden sich- ein wenig verträumt – im Hotel Kärnten in Bad Hofgastein, Snow Jazz, stimmt wieder – und doch…
Nicht Herbie Hancock oder McCoy Tyner, sondern der in Mailand wohnende Pianist Antonio Faraò sitzt am Hocker im „Jazz“-Keller oder besser gesagt der Jazz-Bibliothek des Festivals und reiht romantische Perlen ohne Zahl aneinander. Es gibt ein künstlerisches Treffen dreier Musiker, wie es sonst nur in Orten, wie den eingangs erwähnten möglich gewesen wäre. (Um die Qualitäten und den internationalen Ruf des Bandleaders noch einmal zu unterstreichen, für den Auftritt in Bad Hofgastein „opferte“ er den freien Tag einer Europatournee mit der Band des amerikanischen Drummers Jeff „Tain“ Watts und bewegte sich zwischen zwei Konzerten in Frankreich zum Snow Jazz Festival.)
Das große Können des Trios zeigte sich auch in ihrem konzentrierten einander Zuhören und Reagieren, mit dem sie Antonio Faraòs Kompositionen – vom melodischen Gewicht mit den großen American Standards vergleichbar – zum sanften Schimmern und lang anhaltenden Leuchten brachten. Rasanz und Präzision waren zu finden, bei Faraò gesellen sich dazu noch ein hoher Anspruch an Anschlagstechnik, Klangkultur und eines „sophisticated Jazz-Taste“. Da stehen nicht nur die beiden genannten Jazzklavier-Größen im Hintergrund, da finden sich moderne Partikel von Keith Jarrett ebenso wie sein romantischer Vorläufer Bill Evans. Doch die Stücke und das Spiel von Antonio Faraò sind mehr als nur ein Cuvée der genannten Einflüsse, die Musik liegt tief geerdet in ihm und fließt wie aus einer Quelle sprudelnd, ganz spielerisch aus seinen Fingern. Musiker wie er stehen naturgemäß im Zentrum des Abends, seine beiden Kollegen runden das schon vollständig wirkende Bild noch weiter ab, färben und malen „Antonio’s Ballads“. Man denkt an „Some Day My Prince will come“ und schließt die Augen und fliegt wieder nach New York – Just Next Door to the Gastein Valley. (Thomas Hein, 2009)
Der in Wien lebende serbische Schlagzeuger, Komponist und Arrangeur, Vladimir Kostadinovic, der einige Zeit in NY lebte und dort ein Quartett mit Jimmy Greene, Danny Grissett und Matt Brewer gründete (CD Course of Events) sorgt gemeinsam mit dem Bassisten Dragan Trajkovski für den richtigen Takt. In der Band von Faraò spielt normalerweise der Saxophonist Rick Margitza, am heutigen Abend hören Sie Andy Middleton. Beide kennen übrigens aus der Big Band von Maria Schneider... Eine hochinteressante Begegnung zeichnet sich ab! Willkommen im Club! CH