Sa 15. September 2012
20:30

Unterbiberger Hofmusik feat. Mathias Schriefl „Bavaturka – Türkische Reise“ (D)

Mathias Schriefl, Franz Josef Himpsl, Xaver Himpsl: trumpet
Ludwig Himpsl: horn, percussion
Mathias Götz: trombone
Peter Laib: tuba
Irene Himpsl: accordion

Die Unterbiberger Hofmusik ist gewiss nicht allein mit ihrem Anliegen, bayrische Blasmusik nicht nur am Leben zu erhalten, sondern zu erneuern, neue Lieder im alten Stil zu schreiben, Jazz und andere virtuose Musik darin zuzulassen, Neues einzubringen, was aus aller Welt auch in bayrische Abgeschiedenheit schwappt. Die Stücke sind bayrische Blasmusik und bleiben das auch in ihrer Verbindung mit Weltmusik und Jazz, mit lebhaften, ausgeflippten Trompeten soli, rasanten Unisonoläufen und einer Melodik, die in der konservativen Auslegung der bajuwarischen Blasmusik so nicht möglich ist. Hin und wieder ist das, was die Band so frisch und lebhaft spielt, eher mit Blood, Sweat & Tears zu vergleichen oder mit wildem Balkanblues, als mit einer Kapelle aus dem nächsten bayrischen Dorf, und doch wollen die Musiker gewiss keinen Krieg mit ihrem Heimatland vom Zaun brechen, sondern die historisch gewachsene Heimatmusik, die seit langem auf schwer konservativ abonniert war, für weltoffene Musikbegeisterte, heimliche Neugierige, die es kaum wagen zuzugeben, diese Musik zu lieben, um nicht falsch wahrgenommen zu werden, und den aus allen
Richtungen gef.hrdeten Nachwuchs zu öffnen. Damit wagen sie einen großen Schritt in die Zukunft einer gern als ewig gestrig gehassten, ja veralberten und als dumm dargestellten Musik und machen aus belächelter, als Spießerklang abgetaner Blasmusik erhabene, virtuose und durchaus witzige Weltmusik, die ihre Heimat nicht verleugnet, sondern im Gegenteil die Kunst ihrer eigenen Musikkultur aus der erstarrten, immer gleichen Hülle und somit der Gefahr des künstlerischen Verkommens nimmt und sie lebhaft für alle Welt, eben auch für Jazzfans und Musikbegeisterte jenseits bayrischer Auen und ihres Musikverständnisses erneuert. Nichts klingt fad oder altbacken, die enorme Virtuosität des Ensembles, seine offenbar weit gefächerte Interessenlage und die Einbeziehung verschiedener Gastsolisten an Oud, Trompeten, Posaunen und Bugle macht die Nummern zu einem frischen, fröhlichen Erlebnis. (Pressetext)