Mo 3. Dezember 2012
20:30

Österreichischer Kabarettpreis 2012

Förderpreis: Hosea Ratschiller „Das gehört nicht hierher“ und „FM4 Ombudsmann Dienstreise“
Hauptpreis: Manuel Rubey und Thomas Stipsits „Triest“
Sonderpreis: Manfred Deix

Kartenanfrage bitte an office@kabarettpreis.at richten!!

Der Förderpreis des „Österreichischen Kabarettpreises“ 2012 geht an Hosea Ratschiller mit seinen Programmen „Das gehört nicht hierher“ und „FM4 Ombudsmann Dienstreise“: Der 30-jährige Hosea Ratschiller gehört zu den interessantesten neuen Gesichtern der Wiener Szene. Der Satiriker, der seine Karriere bei FM4 begann, stellte in der Saison 2011/ 12 gleich zwei überzeugende Live-Programme vor: In seinem Kabarettsolo „Das gehört nicht hierher“ bringt Ratschiller mit weicher Stimme auch harte Pointen charmant über die Bühne; in der interaktiven „FM4 Ombudsmann Dienstreise“ gibt er in der Maske des jovialen Tattergreises einen bösen Berufsjugendlichen. Ähnlich wie sein ebenfalls für FM4 tätiger Kollege Martin Puntigam biedert sich Hosea Ratschiller seinem Publikum nicht an, eher im Gegenteil. Auch diese seltene Eigenschaft soll mit dem Förderpreis gewürdigt werden.

Der Hauptpreis des „Österreichischen Kabarettpreises“ 2012 geht an Manuel Rubey und Thomas Stipsits für ihr erstes gemeinsames Programm „Triest“: Der eine gilt als größte Nachwuchshoffnung des heimischen Kabaretts, der andere brillierte in der Titelrolle eines Falco-Films und stürmte als Bandmitglied von „Mondscheiner“ die Charts. Kein Wunder also, dass aus ihrem ersten gemeinsamen Bühnenprogramm “Triest“ ein grandioses Doppel geworden ist, in dem die beiden all ihre Qualitäten auf einmal ausspielen können. Singen, spielen, parodieren. Der G’scheite und der Blöde – das war einmal. Thomas Stipsits und Manuel Rubey haben sich für die Rollenaufteilung „Schöngeist“ und „Rampensau“ entschieden. Ersterer neigt dazu, einfache Dinge ein wenig zu verkomplizieren, der andere konterkariert gar zu existenzielles Gedankengut immer wieder mit simplen Blödeleien. Das ergibt eine bestechende Mischung aus Klamauk und Tiefgang. Über den verfügt auch der Luxusdampfer „Bloody Mary“, Schauplatz des ersten Teils, in dem Stipsits und Rubey zahlreiche Schiffspassagiere verkörpern, aber auch diverse Künstler, die an Bord für Unterhaltung sorgen. Nach der Pause ist alles anders. Da belauscht man dann zwei Männer in einem Sanatorium, die sich über das Wesen der Freundschaft Gedanken machen, über die Tücken und Freuden des Künstlerberufes, Schein und Sein, Eitelkeiten und Gefallsucht. Der Titel „Triest“ erweist sich hier durchaus als doppelbödig, gilt die einstige K.u.K. Hafenstadt doch als Wiege der Schizophrenie-Forschung und ist in Österreich zudem Sinnbild vergangener Größe und gegenwärtiger Selbstüberschätzung.

Der Sonderpreis des „Österreichischen Kabarettpreises“ 2012 geht an Manfred Deix: Seine Karikaturen sind seit über 40 Jahren der Zauberspiegel, in dem Österreich (und der Rest der Welt) seine wahren Befindlichkeiten mit all ihren Abgründen abgebildet sieht: Schonungslos real, brutal, oft grausam – aber immer so schreiend komisch, dass selbst die härtesten Wahrheiten nicht nur zumutbar, sondern tatsächlich annehmbar sind. Wie kein anderer surft Ehren-Beachboy Manfred Deix konsequent, unbestechlich und ohne Qualitätsschwankungen alle Tabugrenzen unserer Gesellschaft satirisch ab, lässt uns über unsere niedrigsten Instinkte und charakterlichen Deformationen lachen. Wenn breiteste satirische Volksaufklärung – von kleinen Zumpferln über rechte Dumpfbacken bis großkoalitionäre Spießbürgerlichkeit – einen Namen hat; wenn ein Künstler das Volk liebt, ohne sich ihm anzubiedern, dann ist das Manfred Deix. Aus diesen Gründen entschied sich die Jury des Österreichischen Kabarettpreises den Sonderpreis 2012 an diesen Monolithen der Satire im Allgemeinen und der Karikatur im Besonderen zu vergeben. (Jurybegründung)