Di 12. März 2013
20:30

Martin Eberle: trumpet
Benny Omerzell: hammond organ, fender rhodes, red instruments
Manuel Mayr: bass
Lukas König: drums, electronics

Vom Cover blickt ein braunes Plastilin-Müllmonster. "Kompost3" steht da - in Gestalt eines sich wurmartig kringelnden Schriftzugs zu lesen. Und die Debüt-CD des so benamsten Quartetts löst musikalisch konsequent ein, was sie grafisch so appetitlich verspricht.

Trompeter Martin Eberle, Keyboarder Benny Omerzell, Bassist Manu Mayr und Drummer Lukas König wühlen mit Hingabe und Humor im nährstoffreichen Gatsch der Jazzgeschichte. Kompost3, die in Wien ansässige Formation, dessen Mitglieder zur Hälfte aus Vorarlberg stammen, zählt aktuell zu den aufregendsten Newcomer-Ensembles der österreichischen Improvisationsszene. (Andreas Felber)

Der museale Schein trügt, zumindest im 3. Bezirk. Unter den Prachtbauten vergangener Tage, die den Eindruck vermitteln, Kaiser Franz sei nur mal eben ausgeritten, watet man bis zum Hals im Schlamm des 21. Jahrhunderts. Vier junge Musiker kompostieren hier nicht nur Mozartkugeln.
„kompost3“ heißt ihr Phoenix und die Schlammkruste steht ihm ausgezeichnet, der Ruf nach mehr Dreck schallt durch sperrangelweit offene Türen. Martin Eberle (tp, flgh), Benny Omerzell (rhodes, red instruments, hammond), Manu Mayr (eb, b) und Lukas König (dr, samples) haben etwas auf dem Herzen.
Ihre Musik geht tiefer als ins dritte Untergeschoss, sie geht bis dorthin, wo Lava blubbert und sich Wiener Schwermut mit dem Sturm und Drang eines Rumpelstilz paart. Dann wieder führt sie durch den Kolben einer Espressomaschine mitten hinein in einen fast erschreckend bunten Asteroidensturm.
Eine Ballade des Ensembles heißt lakonisch Ballade, weil sie genau das ist, was eine Ballade sein soll: Musik, die dem Hörer ganze Gänsefamilien den Rücken hinunter und hinein in eine mit warmem Licht ausgekleidete Kathedrale jagt, der Messwein dort ist bittersüß, keinen Moment süßlich, die Architekten des Hauses sind „kompost3“.
Eine Band, die sich über jeden Stundenplan hinwegsetzt. Sie zieht und streckt und staucht die Zeit um sie schließlich einzufrieren, so dass selbst der hartgesottenste Kuckuck vom Zeiger fällt. Die Agogik der Band lässt den braungebranntesten Konzertmeister vor Neid wie einen Mozarella aussehen.
Ob das Zuhause von „kompost3“ im 3. Bezirk Wiens, in den Weiten des belebten Universums oder im Reich der Tiere liegt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Im Zoo ihrer Heimat jedenfalls ist immer Fütterungszeit. (Benedikt Reising)

Eintritt: 18.- €, 10.- € für Jugendliche und MemberCard-Besitzer
Eine Veranstaltung der Jeunesse im Rahmen von „All that Jazz“