Mo 4. März 2013
19:00

Tun Sie etwas! (XIV): ASCHINA (TK)

Teoman Özkul: Ud
Halil Ibrahim Dogan: Ney
Efe Turumtay: Geige
Soner Tezcan: Perkussion
Oktay Aydin: Kanun
Hakan Tezcan: Gesang

Wien beheimatet nicht nur prestigeträchtige internationale Institutionen wie beispielsweise die »Organisation erdölexportierender Länder« (OPEC) und die »Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa« (OSZE). Das »Büro der Vereinten Nationen in Wien« (UNOV) beherbergt einen der vier Amtssitze der »Vereinten Nationen« (UNO) und die »Internationale Atomenergie-Organisation« (IAEO) hat ebenfalls im Gebäudekomplex des »Vienna International Centre« (VIC) ihren Sitz.
Der Kanun-Spieler Oktay Aydin ist Chorleiter des wunderbaren »Istanbul Kulturverein« in 1040 Wien. Fern der Heimat pflegt & hegt man dort (nicht nur) Heimatliches.
Von den im Jahr 2012 in Wien lebenden Menschen sind 22,3 Prozent nicht österreichische Staatsbürger. Mehr als 31 Prozent wurden nicht in Österreich geboren. Von den 386.000 Einwohnern ohne österreichische Staatsbürgerschaft kommen 11,5 Prozent aus der Türkei.
Für unsere doch manchmal gar staubige Wienstadt bedeutet dieser erfreuliche Umstand vieles: vor allem ein dynamisches (Über)Leben. Auch wird ein ungemein bereichernder Kulturaustausch ermöglicht: Wenn man die Angst vor dem Fremden (Allophobie) nicht zulässt und/oder positiv in die eigene Weltsicht integriert. Gleiches gilt für natürlich auch für die uns »ausländisch« erscheinende Mitwelt. Nie ist das Sein friktionsfrei. Auch und besonders unter/mit sogenannten »Inländern«.
Und manchmal (wenn man wieder einmal einen vermeintlichen nichtaustriakischen Sündenbock für die unverschuldete Not der danubischen Ureinwohner gefunden zu haben glaubt) sollte man sich folgende Sätze von Karl Markus Gauß in Erinnerung rufen:

»Die größte burgenländische Stadt war lange Zeit nicht im Burgenland, nicht einmal in Österreich zu finden, sondern in den Vereinigten Staaten von Amerika. In den letzten Jahrzehnten der Monarchie und den ersten der Republik hatten so viele Burgenländer die Heimat verlassen, dass mehr von ihnen bald nirgendwo als in Chicago wohnten, dem als zweitgrößte burgenländische Stadt Wien folgte, die dem Burgenland immerhin näher liegt als die drittgrößte, New York. Erst an vierter Stelle kam mit Eisenstadt eine Gemeinde, die auch tatsächlich zum Territorium des Bundeslandes im Osten von Österreich gehört. Gegen neunzigtausend Burgenländer haben in den USA, in Australien, in den verschiedensten Ländern auf allen Kontinenten das Ziel ihrer Auswanderung erreicht, einen Ort, an dem sie bleiben konnten und mit den Ihren leben wollten. (...)
Jahrhundertelang hatte die europäische Binnenwanderung die Menschen ostwärts geführt - dass jetzt aus Auswanderungsländer Einwanderungsländer werden, ist eine seltsame Umkehr der Geschichte. Und da die Gedächtnislosigkeit eine europäische Tugend ist, scheint gerade dort, wo die Menschen einst in Scharen aufgebrochen sind, jede Erinnerung daran getilgt.« In diesem Sinne: HERZLICH WILLKOMMEN!

* Aus der Rede des ungarischen Dirigenten Ivan Fischer 2011 zum 9. November (Reichspogromnacht 1938):
(...) Lesen Sie die Hetzartikel? Sehen Sie die ultranationalistischen, fremdenfeindlichen und antiziganistischen Bewegungen, die europaweit zunehmen? Dann bitte ich Sie, endlich zu begreifen, dass in Europa nicht in erster Linie der Euro in Gefahr ist, sondern die Toleranz. Tun Sie etwas! Grenzen Sie sich von denen ab, die sich mit den Hetzern Kompromisse schließen und erschaffen Sie obligatorische Normen, die die Freiheit der BürgerInnen Europas garantieren!“ (...)

Abschließend sei auf den stets interkonfessionellen wie multikulturellen Dialog des Osterfestivals »Imago Dei« im Klangraum Krems_Minoritenkirche vom März/April 2013 hingewiesen:

Am Anfang war... ( web: http://www.klangraum.at/de)

Seit vielen Jahren versucht diese ambitioniert programmierte Veranstaltungsreihe mutig und verantwortet ästhetische wie kulturpolitische Akzente der Toleranz zu positionieren.
Der Autor dieser Zeilen erlaubt sich begleitend folgenden Literaturhinweis, welcher dem lesenden Hörer, dem hörenden Leser, dem stets kritisch abwägenden Lost & Found-Publikum ein differenziertes Erscheinungsbild z. B. einer islamischen Welterfahrung/Schöpfungsgeschichte ermöglicht:
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Tamin Ansary
DIE UNBEKANNTE MITTE DER WELT
Globalgeschichte aus islamischer Sicht
Campus Verlag, Frankfurt/New York, 2010
ISBN 978-3-593-38837-3
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Eintritt: Pay as you wish an der Abendkassa bzw. 7,50.- € im VVK inkl. Sitzplatzreservierung