So 30. Juni 2013
21:00
Jazzfest Wien 2013

Mahala Rai Banda (ROM)

Manole Nicusor: vocals
Ionita Aurel: violin
Cantea Cristinel: trumpet
Trifan Andrei: tenor saxophone
Mihai Cristinel: saxophone
Zahanagiu Marian: trombone
Cantea Georgel: tuba
Ionita Florinel: accordion
Catalin Gheorghe: guitar
Tudor Marian: bass
Albert Gheorghe: drums

Als „Mahala“ bezeichnen die Roma von ihnen bewohnte Viertel einer Stadt, in denen sie abgeschieden von der Mehrheitsgesellschaft ihr Überleben organisieren und die eigene Kultur pflegen. „Raï“ wiederum ist ein arabisches Wort, welches die heute in der Walachai ansässigen Roma vor langer Zeit auf ihrem Exodus aus Indien über Persien und Ägypten mit in ihren Wortschatz übernommen haben. Der Begriff „raï“ zeichnet jemanden als anerkannte und beliebte Autorität aus. „Banda“ steht für ein Orchester aus verschiedenen Instrumenten (Geige, Trompete, Saxofon, Cymbalom, Percussion, Akkordeons) und ist grundsätzlich an kein Genre gebunden. Das Wort beschreibt weder eine Fanfare noch eine Folk Band, aber kann je nach Umständen genau diese oder jene Formation meinen.

Die bekanntesten und begnadetsten Musiker Rumäniens stammen aus zwei unscheinbaren Dörfern. In Clejani, südwestlich von Bukarest gelegen, leben die Geiger, Cymbalom-Spieler, Bassisten und Akkordeonisten der berühmten Formation Taraf de Haidouks. Im Nordosten des Landes liegt Zece Prajini und dort trifft man auf die wahren Meister unter den Blechbläsern. Das entlegene Dorf in der Moldova ist Heimat der Fanfare Ciocarlia und wie Clejani weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Wie könnte also die Besetzung für DIE Gypsy-Band schlechthin aussehen, welche Musiker könnten für eine Art Balkan-Ausgabe der Memphis Horns Schulter an Schulter mit der Muscle Shoals Rhythm Section stehen und an Kraft und Finesse, Groove und überschäumende Virtuosität keine Wünsche offen lassen? Die Antwort auf diese Frage liegt auf der Hand: in der Mahala Rai Banda (wörtlich übersetzt mit ‚Noble Band aus dem Ghetto’) haben Musiker aus Clejani und Zece Prajini zusammengefunden.

Die Geschichte der Mahala Rai Banda begann Ende der 90’er in Bukarest, als der Geiger Aurel Ionita die Gruppe Rom Bengale aus der Taufe hob. Doch kaum waren die ersten Erfolge der Band verbucht, zerbrach sie auch schon aufgrund der Drogensucht einiger blutjunger Musiker. Nicht lange nach dieser bitteren Erfahrung stellte Aurel dann eine erste Besetzung der Mahala Rai Banda zusammen und das belgische Label Crammed Discs veröffentlichte in 2004 die vielbeachtete Debut-CD der Band. 2009 meldete sich die Mahala Rai Banda mit ihrer mitreißenden Mischung aus Oriental Pop, traditioneller rumänischer Musik, Rumba Catalan, Reggae und Funk endlich zurück. Ein wegweisender Titel des Albums war „Balkan Reggae“, ein großartiger, swingender Instrumentaltrack, der zeigt, wie osteuropäische Cimbaloms, Geigen, Akkordeons und Trompeten ein durch und durch karibisches Gefühl vermitteln können.

Reggae in Rumänien? Es war bislang kaum vorstellbar, dass der jamaikanische Sound so weit nach Osten vordringen oder eine Zigeunerband ihn mit so viel Gefühl spielen könnte. Aber wer „Balkan Reggae“ je gehört hat, ist ihm verfallen, und in ganz Europa gehört der Track zum Repertoire von DJs. 2012, dem Jahr des 50. Jahrestags der Unabhängigkeit Jamaikas, wandten sich Mahala Rai Banda an ihre jamaikanischen Brüder und animierten sie zu den Dub Remixes von „Balkan Reggae“.

Die Resonanz war überwältigend – angefangen bei Mad Professor, dem legendären, in London tätigen jamaikanischen Produzenten, der u.a. gemeinsam mit Lee Perry und Massive Attack produzierte, gefolgt von Nick Manasseh (feat. Gregory Fabulous, dem Dread-DJ), Jstar, G-Vibes (feat. Errol Linton, dem hochgelobten Blues-Musiker aus Brixton), Vibronics, Kanka sowie den Asphalt-Tango-Künstlern La Cherga und Koby Israelite.

„Balkan Reggae“ ist das erste Album überhaupt, auf dem Zigeunermusik vom Balkan den Dreads auf höchstem Niveau begegnet! Oder, wie man sich in Trenchtown zu einem heißen Mix äußert: „Irie!“ http://www.youtube.com/watch?v=5Jwgm6XmoA4&list=UU8XZBNlUdE54Jz03qZJ6G1Q&index=2

„Der musikalische Kreuzzug der rumänischen Gypsies ist unaufhaltsam. Kolos, Horas, Swing und selbst verblechte Ska- und Reggae-Rhythmen bringen jede Socke zum Qualmen.“ (Jazz thing #81)

Eintritt: 28.- € Sitzplatz auf der Galerie, 20 Stehplatz, 10.- € Ermäßigung für MemberCard-Inhaber
Eine Veranstaltung des Jazzfest Wien