So 24. Februar 2002
14:00
Wandelweiser

Jürg Frey

Jürg Frey: Bassklarinette und Klarinette

Programm:
Jürg Frey: L'âme est sans retenue II (1997-2000) für Bassklarinette und Zuspiel-CD
Jürg Frey: Wen XII (1999/2000) für Klarinette und Percussion

L'âme est sans retenue: Der Titel entstammt dem Buch „Désir d'un
commencement/Angoisse d'une seule fin“ von Edmond Jabès. Die drei Kompositionen, die unter diesem Titel zusammengehören, sind inhaltlich
miteinander verwandt. „L'âme est sans retenue I und III“ sind elektronische Kompositionen, wobei die erste eine Dauer von 360 Minuten hat. „L'âme est sans retenue II“ ist für Bassklarinette und elektronische Klänge. Als akustische Ausgangsmaterialien liegen allen Stücken Stadtgeräusche, Klänge und kontinuierliche Klangbänder zugrunde, wie sie in einer Stadt zu hören sind. Die Aufnahmen, die diesen Werken zugrunde liegen, wurden im Winter 1997 in Berlin gemacht. Alle Klänge wurden aus grossen Entfernungen aufgezeichnet und anschliessend mit einfachen Transformationsmethoden weiterverarbeitet.
Wen: In seiner etymologisch ursprünglichsten Form bedeutet „Wen“ ganz einfach Muster oder Struktur, eine Struktur, bei der Bedeutung und Form so untrennbar miteinander verbunden sind, dass sich das eine nicht ohne das andere denken lässt, Form nicht ohne Bedeutung und Bedeutung nicht ohne Form. So bedeutet „Wen“ auch das Schreiben als den natürlichsten Ausdruck für die Tiefe oder das Zentrum des Bewusstseins, das auf chinesisch mit einem Wort bezeichnet wird, das Herz und Gemüt vermischt. Wenn Lu Chi (260-302 n.Chr.) das Wort „Wen“ braucht, erhält es deshalb eine Vielfalt von Bedeutungen. Nur die Oberfläche bedeutet Literatur, in Wirklichkeit bedeutet es auch Verantwortung; auch eine Verantwortung dafür, die Wahrheit zu sagen, die sich etwa dahingehend definieren lässt, die Dinge bei ihrem richtigen Namen zu nennen. (aus: Inger Christensen: Die Seide, der Raum, die Sprache, das Herz.) (Jürg Frey)