Louis Sclavis: clarinet
Benjamin Moussay: piano, fender rhodes
Gilles Coronado: guitar
Der allem Neuen gegenüber stets aufgeschlossene Klarinettist Louis Sclavis erkundet mit seinem Atlas Trio auf “Sources” eine neue musikalische Formel.
In den rund 40 Jahren seiner unorthodoxen Karriere hat Louis Sclavis sich stets bemüht, die Improvisation, Komposition und musikalische Interaktion aus immer neuen Blickwinkeln zu betrachten. Vor allem in den letzten paar Jahren konnte man jedes seiner Ensembles als eine Art “kleines Laboratorium für Klangforschung” bezeichnen. Und dies gilt ganz besonders für sein neues Atlas Trio mit dem E-Gitarristen Gilles Coronado und dem Pianisten/Keyborder Benjamin Moussay, mit dem der französische Klarinettist nun sein jüngstes Album “Sources” vorlegt.
Das Trio präsentiert mit seiner ungewöhnlichen Instrumentierung “eine musikalische Formel, die von mir bisher noch nicht erkundet worden war”, sagt Sclavis, “und die all meine kompositorischen Reflexe in Frage stellt. Für dieses Projekt habe ich Sachen geschrieben, die mich in Regionen führten, die ich bis dahin nie bereist hatte und wo ich keine Gewissheit hatte, in welche Richtung es gehen würde. Aber ich wollte unbedingt mit diesen beiden Musikern spielen, und um dies zu können, musste ich Musik erfinden, die diese Konstellation ‘rechtfertigen’ würde.”
Die erste Reaktion seiner beiden Spielpartner war Verwirrung. “Als ich ihnen die Musik vorstellte, sah ich ein riesiges Fragezeichen über ihren Köpfen aufsteigen”, erinnert sich Sclavis. “Aber ich war mir selbst nicht sicher, ob wir es schaffen würden, diese Stücke zu spielen. Dann haben wir uns an die Arbeit gemacht und im Kollektiv nahm die Musik wieder mal Gestalt an. Sie ist mit nichts vergleichbar, es ist wirklich Musik, die speziell auf diese Gruppe zugeschnitten wurde und erst existieren konnte, nachdem wir sie gespielt hatten. Mittlerweile bin ich mir sicher: je öfter wir die Musik live spielen, desto besser werden wir die zahllosen Seitenpfade erkunden, die sie uns eröffnet. Und desto mehr Freiheiten werden wir entdecken, obwohl sie formale Regeln hat. Die Musik wird so mehr und mehr an Konsistenz und Kohärenz gewinnen. Aber das war am Anfang alles andere als klar. Dieses Trio ist hinsichtlich der Orchestrierung und ästhetischen Ausrichtung eine der originellsten Gruppen, die ich auf die Beine stellen konnte...”
Das Atlas Trio ist eindeutig eine Band, die ihr eigene Sprache mit globalen Referenzen gefunden hat: diese Sprache setzt sich zusammen aus kammermusikalischen Improvisationen, polyrhythmischen Grooves, minimalistisch pulsierenden Patterns, Ambient-Elementen, rhapsodischen Klavierparts und funky Fender-Rhodes-Klängen, verzerrten Gitarrentönen, Klarinetten-Monologen, kontrapunktischen Themen, freiem Gruppenspiel und und und.
Keyboarder Benjamin Moussay studierte Physik, bevor er die Entscheidung traf, sich ganz der Musik hinzugeben. Zu seinen Lehrern zählten Pianist Hervé Sellin und der 1998 verstorbene Bassist J-F Jenny-Clark. Moussay spielte bereits mit Dave Liebman, Archie Shepp, Glenn Ferris und vielen anderen. Er unterhält ein eigenes Trio, das mittlerweile drei Alben aufgenommen hat, sowie ein Duo mit der Sängerin Claudia Solal, die eine Tochter des Pianisten Martial Solal ist. Gitarrist Gilles Coronado hat mit Sclavis schon bei dem Projekt “Signes Exterieurs” zusammengearbeitet. Er ist Mitglied des François Merville Quartet und der Band Thôt des Saxophonisten Stéphane Payen. Außerdem spielte er in der Vergangenheit mit Marc Ducret, Bruno Chevillon, Aka Moon, Daunik Lazro, Barre Phillips, Alain Joule, Philippe Deschepper, Benoît Delbecq, Geoffroy De Masure, Steve Argüelles, Thierry Madiot, Steve Coleman und seiner eigenen Band Urban Mood. (JazzEcho)