Mi 23. Oktober 2013
20:30

Magnus Öström 'Searching for Jupiter' (S)

Magnus Öström: drums
Andreas Hourdakis: guitar
Gustav Karlöf: piano
Thobias Gabrielsson: bass

„‘Thread of Life‘, das ist der Faden des Lebens, ist die Energie, die alles am Leben erhält und auch mir die Inspiration für meine Musik gibt. Allerdings müssen wir uns bewusst sein, dass es nur ein dünner Faden ist, der jederzeit durchtrennt werden kann. Deshalb sollten wir achtsam sein mit unserer Zeit hier auf der Erde, mit den Menschen um uns herum, und natürlich auch mit der Umwelt, die uns umgibt.“ So erklärt Drummer Magnus Öström den Titel seines ersten ACT-Albums unter eigenem Namen. Wie gewunden dieser Faden des Lebens sein kann - Thread heißt im Englischen nicht nur Faden, sondern auch Spirale -, und wie verwoben Glück und Leid miteinander sein können, diese Erfahrung hat Öström auf diesem Album verarbeitet.
Als Schlagzeuger von e.s.t., dem Esbjörn Svensson Trio, hat Öström den Aufstieg vom unbekannten, mit vielen anderen um Club-Auftritte konkurrierenden Bands, zum stilbildenden und erfolgreichsten Jazzensemble der vergangenen Dekade miterlebt. Aber er hat auch das plötzliche Ende aller Träume miterlebt, durch den tragischen Unfalltod seines Freundes und Bandleaders Esbjörn Svensson vor zweieinhalb Jahren. Der Herausforderung, das Erbe zu bewahren und zugleich seinen eigenen Weg weiterzugehen, hat er sich nun mit „Thread of Life“ gestellt - als Komponist, Arrangeur und Produzent in Personalunion: „Um zu zeigen, worum es in meinem musikalischen Universum geht, musste ich das so machen. Auch, weil ich es wirklich liebe, zu komponieren, ebenso wie im Studio zu sein und zu produzieren.“
Schon Songtitel wie „Weight of Death“, „The Haunted Thoughts And The Endless Fall“ oder „Between“ deuten an, dass es sich hier nicht um ein normales Album handelt. Auch wenn e.s.t. eine zutiefst demokratische Band war – „letztlich haben wir bei e.s.t. alle drei immer an den Arrangements von Esbjörns Melodien gearbeitet, also je nachdem was für ein Song es war, konnte mein oder Dans Beitrag entscheidend sein“, erinnert sich Öström -, war für Öström an ein Weiter-so ohne Esbjörn und seine Kompositionen nicht zu denken. Mit einem Freund aus alten Tagen zusammen, dem Tontechniker Janne Hansson, ging Öström daran, die Kompositionen in Form zu bringen, die er nach dem Ende von e.s.t. geschrieben hatte. An seine Seite holte er sich den Gitarristen Andreas Hourdakis, den Pianisten und Keyboarder Gustaf Karlöf und den Bassisten Thobias Gabrielson, alle führende Musiker der Stockholmer Szene. „Ich hätte keine bessere Besetzung für die Aufnahmen bekommen können“, befindet Öström heute.
Denn auch wenn Magnus Öströms charakteristische Grooves und das schleifenartigen Spiel mit der Dynamik an e.s.t. erinnern, so ist das Klangbild von „Thread of Life“ doch fundamental anders. Öströms Konzept ist weniger an Melodien als vielmehr an Sounds orientiert. Die unterschiedlichsten elektronischen Effekte, lautmalerisch eingesetzte Stimmen („Afilia Mi“) und diverse Gitarrensounds stellen zumindest bei den schnelleren Stücken eher eine Verbindung zu Art Rock oder Jazzrock her als zu e.s.t. Wenn also e.s.t. eine Popband war, die Jazz spielte, wie Esbjörn einmal sagte, dann ist Öströms Projekt eher eine Rockband, die Jazz spielt. Schillernd, packend, und durch die stets spürbare Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft überzeugend.
Ende und Anfang, diese Fäden laufen hier also zusammen, und da ist es nur logisch, dass sich Öströms neue Musik um einen zentral platzierten, ganz besonderen Song gruppiert, seine „Ballad For E.“. „Als ich „Ballad For E“ schrieb, hatte ich bereits die perfekte Besetzung für diesen Song im Kopf. Ich hätte ihn auch mit der Band aufnehmen können, doch ich fand, dieses Lied verlangte genau diese Personen: Pat Metheny an der Gitarre, Dan Berglund am Bass und mich. Pat war einer von sehr wenigen Musikern, die je als Gast bei e.s.t. live mit uns auf der Bühne gespielt haben, und wir hatten und haben noch immer einen enormen Respekt für die Arbeit des anderen. Daher sagte er sofort Ja, als ich ihn fragte.“ Magnus, Dan und der einstige e.s.t.-Tonmann Ake Linton gingen also mit Pat Metheny in die New Yorker Avatar Studios und nahmen den Song auf – ein Höhepunkt des Albums und Magnus bleibende Hommage an seinen lebenslangen Freund und musikalischen Gefährten Esbjörn Svensson. (Pressetext)