Mo 30. Dezember 2013
20:30

50 Broken Promises – Das letzte Konzert im Jubeljahr 2013 (A/AUS)

Joanna Lewis (*1963): Violine
Amora de Swardt (*1963): Violine
Heinz Ditsch (*1963): Akkordeon, Fagott, Vocals
Franz Hautzinger (*1963): Trompete
Hannes Löschel (*1963): Piano, Vocals
Josef Novotny (*1963): Keyboards, Elektronik, Vocals
Paul Skrepek (*1963): Schlagzeug, Vocals
WVWizlsperger (*1963): Bass, Vocals

50 Broken Promises? ... Welche Musik kann das sein, die die 63er, also die 1963 geborenen, machen? Als Österreichs geburtenreichster Jahrgang nach dem 2. Weltkrieg scharen sich solcherart fürs Leben Zusammengewachsene um ihren gemeinsamen Gabentisch: Musik rund um die ganz persönlichen Inspirationsquellen des gemeinsamen Geburtsjahres. Vieles wäre da, was unmittelbar am Weg läge, von der Erfindung des Kassettenrecorders, mit dem möglicherweise die im selben Jahr gehaltene Rede Martin Luther Kings 'I have a dream' ebenso aufgenommen wurde wie das im Herbst darauf ebenso legendäre 'Ick bin ein Börlina' John F. Kennedys, bis hin zum 'Please Please me' der vier Schwammerln, oder solche Feinheiten wie 'Desafinado', auf der im selben Jahr von Stan Getz und Joao Gilberto veröffentlichten LP. Von Hitchcocks 'Vögel' über Marlen Haushofers 'Wand' reicht das kulturelle wie künstlerische Portfolio des internationalen 1963, während in Österreichs Radios Hits wie 'Schuld war nur der Cassanova' oder 'Cappifischa' rauf und runter gespielt werden.
Was war eigentlich mit unseren Eltern los? Welcher Lenden-Nierenbraten hat sie in so exzessivem Ausmaß dazu getrieben, mit ganz besonderer Gewissenhaftigkeit den Nachwachs zum Wildwuchs ausufern zu lassen? Zuviele Fragen. Zu zwingende Fakten. Ab in die Sandkiste, falsche Fuffzger! Faust trifft auf Auge, Nagel auf Kopf, Franz auf Josef. Die Sandkiste wurlt. Jeder spielt. Jeder baut, gräbt, schaufelt. Jeder mit jedem. Und natürlich jede der beiden unbedingt mit einem von den sechs. Sandburgen wachsen in den Himmel, werden postwendend nach Fertigstellung dem Erdboden gleichgemacht, fallen dem Kollektiv zum Opfer, werden zu Guglhupf verarbeitet oder entstehen abseits als Neubau wieder. Buntes Treiben – damals wie heute.
Zwei Damen und sechs Herren suchen fernab der Schlagzeilen nach den verborgenen Schätzen ihres kollektiven Bewusstseins; graben nach Liedern und Standards. Entwachsen aller elterlichen oder sonstwie von oben parat stehenden Schlichtungsstellen, bleibt dem Ensemble nichts anderes übrig, als sich diesmal selbst den Sand abzuklopfen, sich herauszuwinden und wenigstens einmal irgendwie gut dazustehn – für sich wie auch im Miteinander. Sandkiste als Sammelstelle. Musik als Theater. Einige Sandburgen werden repariert, andere gemeinsam umgebaut; hoch ragen die individuellen, etwas niederer, aber umso breiter die kollektiven. Das Ergebnis wird als sehens- und hörenswert erachtet und zum nummernartigen Melodram zusammengebaut. Voll Stolz präsentieren wir dieses dem Publikum, in Form einiger über das Jubiläumsjahr verteilter musikdramatischer Abende mit Vortrag, Lied, Standard, Ballade und Potpuree. Ein Liter als acht Achterl. Gefeiert wird in jedem Fall, immer aber überall. Und eigentlich bedauerlich, dass wir uns da selbst nicht dabei zuschauen und -hören können, aber schön wiederrum, Teil dieses Spiels gewesen zu sein. Erinnerungsfoto inbegriffen. Wie sich das dann in 25 Jahren anfühlt, werden wir schon sehen.
Wir freuen uns jedenfalls, irgendwie ... und, wie schon früher an ganz anderer Stelle festgestellt wurde:
 'Der 63er ist ein guter Jahrgang, mit einem ausgeprägten Hang zum Süden und einem hoffentlich kurzen und schmerzlosen Abgang; und Alles wird gut, wenn wir nur nicht den Hut draufhaun, sondern ihn – mit zurückgeworfenem Kopf wie ein Pianist – in der einen oder anderen Hand tragen.' (Hannes Löschel)